Donnerstag, 30. April 2009

Vorsorge: 8. Drogerieartikel

Beim Thema Bevorratung denken wohl die meisten zunächst an Nahrungsmittel. Ohne Seife, Zahnpasta & Waschmittel kann einem aber das Leben ganz schön stinken! Es schadet also nichts, sich auch hier mit dem Nötigsten einzudecken. Bei den folgenden Listen habe ich mich wieder vom Lexikon des Überlebens[1] inspirieren lassen und ein paar eigene Vorschläge hinzugefügt.

Notvorrat an Hygiene- und Haushaltsartikeln (alphabetisch)
Körperpflege
Babywindeln (bei Bedarf) Müllsäcke
Binden, Tampons Nagelschere
Deodorants Outdoorseife[4]
Duschbad Papiertaschentücher
Einweg-Gummihandschuhe Rasierklingen
Ersatz-Toilette (siehe unten) Rasierschaum
Ersatzbrille Schwamm
Feuchttücher[2] Stofftaschentücher
Haarschneideschere Stoffwindeln (bei Bedarf)
Haarwaschmittel Toilettenpapier
Handseife (z.B. Kernseife) Waschschüssel
Handtücher[3] Watte und Wattestäbchen
Kondome Zahnbürsten
Küchenpapier Zahnpasta
Lauskamm Zahnseide
Haushalt
Allzweckreiniger Kehrschaufel
Alufolie Kerzen, Teelichte
Besen Lappen, Schwämme
Bürsten[5] Plastikeimer
Feuerzeuge Waschmittel bzw. -pulver
Geschirrspülmittel Waschtrog/Schüssel[6]
Glühbirnen Wischmob

Haustiere

Wer tierische Mitbewohner hat, sollte natürlich auch an Einstreu fürs Katzenklo, Flohpuder etc. denken.

Ersatz-Toilette

Wenn die Versorgung mit Leitungs­wasser unterbrochen wird, ist ein herkömmliches WC zumindest fürs große Geschäft schnell unbenutz­bar. Wer kein Herzhäuschen im Garten stehen hat, dem kommt dann eine im Voraus besorgte Campingtoilette mit dem zugehörigen Chemie­cocktail wie gerufen. Etwas billiger und umwelt­verträglicher, doch auch ein bisschen aromatischer wird es mit einer Eimer-Toilette. Alternativ tut's aber ein geruchsdichter Eimer mit Deckel ebenso - da bewähren sich sicher Windeleimer ganz gut. Um in dieser ohnehin schon unerfreulichen Situation nicht auch noch den Sitzkomfort eines Eimerrandes testen zu müssen, empfiehlt sich allerdings der Bau eines einfachen Toiletten­einsatzes, der sich unkompliziert in den Eimer umfüllen lässt. Auf dem Blog "Überleben in grossen Städten" findet man hierfür eine nützliche Bauanleitung. Zum Abdecken und zur Geruchs­neutralisation der Eimerladung eignet sich Sägemehl (Tischlerei­abfälle/Klein­tierstreu) oder Torfmull. Noch besser ist wohl Chlorkalk, der den Inhalt nebenbei desinfiziert.


© C-Bra / Pixelio :: Stilles Örtchen

Lagerung

Die meisten der üblichen Hygiene- und Haushaltsartikel sind bei trockenen Bedingungen sehr lange haltbar. Wer auf völlig neue Geschmacksrichtungen lieber verzichten möchte, muss diese Dinge aber auf jeden Fall von den Lebensmitteln getrennt aufbewahren. Um lebensgefährliche Vergiftungen zu verhindern, sollte zudem alles so verstaut werden, dass kleinere Kinder auf keinen Fall Zugriff darauf haben. Das gilt auch für Haushalte, in denen zumindest gelegentlich Kinder zu Besuch sind.

  1. Karl Leopold von Lichtenfels (Pseudonym): Lexikon des Überlebens. Handbuch für Krisenzeiten. Anaconda Verlag, Köln, 2005 (Original­ausgabe: F. A. Herbig, München, 2000)
  2. Feuchttücher für den Babypo, aber auch, um bei knappen Wasser­vorräten das Händewaschen zu sparen. Alternative: Einweg-Gummihandschuhe.
  3. Handtücher in ausreichender Zahl, um auch einige Zeit ohne Wäsche waschen auszukommen.
  4. Outdoorseife ist zumeist konzentriert und daher ergiebig, eignet sich für Körper­pflege, Textilien, Geschirr etc. und wird ggf. im Erdboden oder in Gewäs­sern vergleichsweise schnell abgebaut.
  5. Z.B. Handbürste, Abwaschbürste, Schuhbürste, Kleiderbürste etc.
  6. Größere Schüssel zum Wäsche waschen bei Stromausfall oder Wasser­knappheit. Alternativen: sehr großer Eimer, Dusch- oder Badewanne.
Autor: Kathrin   
Thema:  Vorsorge
Veröffentlicht: 30.04.2009, 10:55 Uhr

Mittwoch, 29. April 2009

Vorsorge: 7. Medikamente

Neben einem gut ausgestatteten Erste-Hilfe-Set (Minimum: ein nicht überlagerter KFZ-Verbandskasten) sollte in jedem Haushalt eigentlich schon jetzt eine sorgfältig gepflegte Hausapotheke vorhanden sein, das heißt allem voran, eine Hausapotheke ohne verfallene Medikamente. Pillen aus der Kaiserzeit gehören ins Museum oder müssen in der Apotheke entsorgt werden. Vom Wichtigsten sollte ein kleiner Vorrat vorhanden sein.

In einer Notlage, in der die normale Versorgung einige Zeit unterbrochen ist, braucht man allerdings einen etwas größeren Bestand. Zudem sollten auch einige Medikamente gekauft werden, die sonst normalerweise nicht in jedem Haushalt "herumliegen". Bevor konkrete Vorschläge zu einem solchen Notvorrat folgen, noch einige...

Wichtige Hinweise

Grundsätzlich verordnet Medikamente immer der Arzt! Wenn Sie selbstständig Medikamente gegen bestimmte Beschwerden ein­setzen, müssen Sie genau wissen, was Sie da einnehmen und wie es wirkt! Informieren Sie sich vorher, ob das Medikament auch für Ihr Kind verträglich ist! Schaffen Sie besser gleich speziell für Kinder geeignete Medikamente mit an! Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Mittel für Sie und Ihre Kinder geeignet sind und welche Risiken bestehen!

Informieren Sie sich also über die Wirkungsweisen des Medika­ments! Sehen Sie sich auch mögliche Nebenwirkungen und Wechsel­wirkungen an! Eine Packungs­beilage ist zwar eine mühselige Lektüre, aber zu Ihrer Information sehr wichtig! Kurz: Sie sollten immer wissen, warum, auf welche Art, wie lange und wann ein Mittel angewandt wird! Es gibt keine Medikamente ohne Risiko, selbst die vielgepriesenen Naturprodukte haben immer auch Neben- und Wechsel­wirkungen. Beachten Sie, dass eine andere Person vollkommen anders auf ein Mittel reagieren kann, als Sie selbst! Und nochmal: Denken Sie daran, dass nur ein Arzt die Befugnis dazu hat, Medikamente zu verordnen! Nicht umsonst dauert ein Medizin­studium so lange.

Berücksichtigen Sie auch mögliche Allergien bei sich und Ihrer Familie! Eine allergische Reaktion auf ein Medikament kann eine sehr ernste Komplikation darstellen!

Aufbewahrung

Dass Medizin kindersicher und trocken aufbewahrt werden muss, versteht sich von selbst. (Der Spiegelschrank im Bad ist übrigens in puncto Trockenheit nicht gerade der beste Ort.) Soll sie als Notvor­rat dienen, ist es sinnvoll, die Sachen transportbereit zu verpacken. Alle Familien­mitglieder sollten den Aufbewahrungs­ort kennen. Füllen Sie Medikamente möglichst nicht um! Wenn Sie es doch tun, schreiben Sie unbedingt Name und Verfallsdatum auf die Verpackung und legen Sie die Packungs­beilage dazu!

Grundausstattung

Gegen die nachfolgend genannten Beschwerden würde ich mich rüsten. Dazu habe ich jeweils einige Beispiele von Medikamenten aufgeschrieben, die ich persönlich für diese Fälle parat halte. Diese Liste dient also nur zur Anregung für Ihre individuelle, mit einem Arzt abgesprochene Vorbereitung:

Beschwerden und mögliche Medikamente zur Behandlung
Medikamentenliste (Teil 1 von 2)
Individuell
  • Verordnete Arznei: vom Arzt verschrie­bene, regel­mäßig anzu­wendende Medika­mente
Fieber
  • Aspirin® bzw. ASS: vermindert die Gerin­nungs­fähigkeit des Blutes; nichts für Kinder(!); für mich nicht unbe­dingt das Mittel der Wahl
  • Paracetamol: nur noch in kleinen Packungen frei verkäuflich, da bei Über­dosierung Le­ber­schäden drohen; richtig dosiert aber ein gutes Mittel
Durchfall
  • Kohletabletten: zur Entgiftung des Magen-Darm-Trakts
  • Loperamid: unterdrückt die Darm­tätigkeit
  • Perenterol®: Wirk­stoff ist hier die Hefe Saccha­romyces boulardii; hemmt das Wachs­tum von Durch­fall-Erregern
  • Elektrolyt­gemisch: z.B. Elotrans® oder Oralpädon®; Pulver zum Einrühren in Was­ser bei starkem Flüssig­keits-/Salz­verlust
Schmerzen
  • Ibuprofen: meist gut verträg­liches Schmerz­mit­tel; wirkt auch ent­zündungs­hemmend und fieber­senkend; beein­trächtigt aller­dings die Wund­heilung
  • Paracetamol: siehe Fieber
Übelkeit
  • Reisetabletten: Wirkstoff Dimen­hydrinat; der Wirk­stoff Metoclo­pramid ist dagegen rezept­pflichtig
Allergie
  • Fenistil®: Wirkstoff Dime­tinden; als Gel zur äußerlichen Anwen­dung z.B. bei Insek­ten­stichen und als Dragees zum Ein­nehmen
Verstauchungen
  • Schmerzgel: z.B. Diclo­fenac-Gel
Wunden
  • Octenisept® oder Beta­isodona-Lösung: zur Wund- und Schleim­haut­des­infek­tion
  • Wundsalbe: für ober­flächli­che Ver­let­zungen; be­schleu­nigt den Hei­lungs­prozess; z.B. Bepan­then®
Verbrennungen
  • sterile Gel­kompres­sen: z.B. Water-Jel Kom­pressen; gibt es als soge­nannte "Burn-Kits" oder einzeln, sind aber recht teuer; sonst herkömmliche Brand­wunden­verband­tücher, am besten be­schich­tete
Läuse
  • z.B. Nyda®; auf ältere Mittel sprechen die lieben Tier­chen kaum noch an
Unterzuckerung
  • Trauben­zucker als schnelle Ener­gie­reserve
Erkältung
  • Halstabletten: Doritricin® oder Anaesthe­sin®-Pastillen
  • Heil­pflanzenöl zum Inhalieren: sparsam dosier­tes, reines Tee­baum­öl[1] ist hier mein Favo­rit
  • GeloMyrtol®-Kapseln: fördern die Schleim­lösung
  • Lapacho-Rinde[2]: vor allem als Tee; wirkt u.a. leicht anti­bio­tisch, stärkt das Immun­sys­tem, be­schleu­nigt die Heilung
Sodbrennen
  • Luvos®-Heilerde (Pulver zum Ein­nehmen)

Antibiotika

Bei Infektionen rettet ein sogenanntes Breitband­antibiotikum in Tablettenform manchmal Leben, wenn längere Zeit keine Hilfe erreichbar ist. Falsch angewandt kann es aber auch ziemlichen Schaden anrichten. Hier sollte mit dem Arzt besprochen werden, was er empfiehlt. Um Irritationen zu vermeiden, kann man z.B. fragen, welches Mittel man als Vorsorge auf eine längere Urlaubsreise in ein Gebiet mit fragwürdiger medizinischer Versorgung mitnehmen kann.

Unter Umständen hat Ihr Arzt eine Probepackung vorrätig oder er verschreibt Ihnen das Antibiotikum. Notfalls kann er Ihnen ein Privatrezept ausstellen. Dann müssen Sie das Mittel kaufen. Je nach Medikament kann die Preisspanne hier von ca. 10 bis 200 Euro und mehr reichen, es wird also eine der teureren Anschaffungen im Medizinvorrat. Häufig werden eingesetzt:

Beschwerden und mögliche Medikamente zur Behandlung
Medikamentenliste (Teil 2 von 2)
Infektionen
  • Penicillin: eines der älte­sten Anti­bio­tika; viele Bakte­rien haben inzwi­schen Resis­ten­zen darauf ausge­bil­det; Aller­gien auf Peni­cillin sind zudem nicht selten und oft lebens­bedroh­lich
  • Cefalexin: halb­synthe­tisches Anti­bio­tikum; wirkt ähn­lich wie Peni­cillin
  • Erythromycin: eine natür­liche, meist gut ver­träg­liche Alter­native zu Peni­cillin
  • Azithromycin: z.B. Zithromax®, Azibact® oder Ultreon®
  • Ciprofloxacin: Ciprobay® oder Ciproxin®

Die Packung beinhaltet meist 10 Tabletten oder Kapseln und muss bis zum Ende eingenommen werden. Die oben genannten Mittel kosten zwischen 10 und 30 Euro.

Ergänzende Produkte

Neben dem medizinischen Notvorrat im engeren Sinne sollte man außerdem im Haus haben:

Ergänzung zum medizinischen Notvorrat
Sonstiges
Sonnencreme (hoher Lichtschutzfaktor)
Hautpflegecreme
Lippenbalsam
Insektenschutz (z.B. Autan® oder Anti Brumm®)
Pinzette mit feiner Spitze[3]
Fieberthermometer

Bedarfskalkulation

Von den Medikamenten ist es sinnvoll, soviel für den echten Notfall zu haben, dass eine erwachsene Person die Höchstdosis über die maximal erlaubte Zeit einnehmen kann und für die übrigen Personen im Haushalt noch etwas da ist. Z.B. von Paracetamol 500 mg darf ein Erwachsener (ab 43 kg Körpergewicht) maximal 8 Tabletten pro Tag nehmen und dies laut Packungsbeilage bis zu 3 Tage lang, dann sollte wegen der Beschwerden ein Arzt aufgesucht werden. Es müssen also mehr als 24 Tabletten vorrätig sein. Natürlich müssen alle Medikamente, die Ihnen der Arzt zur regelmäßigen Anwendung verordnet hat, ebenfalls ausreichend vorhanden sein!

Weitere Informationen

  • DeutscheInternetApotheke.de: Auf der Webseite dieser Online-Apotheke kann man zu den meisten Medikamenten alle wichtigen Daten wie Wirkungs­weise, Dosierung, Neben­wirkungen usw. nachschlagen.
  • Onmeda.de :: Medikamente: Unter dieser Adresse findet man Infor­mationen dazu, welche Medikamente bei be­stimmten Beschwerden eingesetzt werden können.
  • Onmeda.de :: Antibiotika: Hier werden Wirkung und Art der verschie­denen Antibiotika beschrieben.
  1. Achtung: Teebaumöl wird leider oft gepanscht! Bitte nur 100%ig reines austra­lisches Teebaumöl (Melaleuca alternifolia) aus der Apotheke oder aus dem Outdoorladen verwenden! Dosierung zur Inhalation: ca. 3 bis 4 Tropfen.
  2. Lapacho-Rinde aus Qualitäts­gründen bitte im Weltladen, Reformhaus oder Teeladen kaufen! Zubereitung von Lapacho-Tee: etwa 2 Esslöffel bzw. 5 Teelöffel Rinde des Lapacho­baumes auf 1 Liter Wasser, 10 min offen kochen (kein Aluminiumtopf!), dann 10 min abgedeckt ziehen lassen, danach abgießen. Maximal 4 Wochen lang täglich etwa 1 Liter Tee warm trinken.
  3. Z.B. zum Entfernen von Splittern und Zecken; vor Gebrauch desinfi­zieren!
Autor: Martin   
Thema:  Vorsorge
Veröffentlicht: 29.04.2009, 17:38 Uhr

Donnerstag, 23. April 2009

Vorsorge: 6. Kochen

Wenn der Kampf Reiskorn gegen Zahn im Krisenfall nicht plötzlich zugunsten des Reises entschieden werden soll, braucht man eine unabhängige Möglichkeit zum Kochen. Unabhängig heißt in diesem Zusammenhang: Nicht angewiesen auf die öffentliche Strom- und Gasversorgung. Welche Möglichkeiten gibt es dafür?

Ofen

Auf Kohleöfen mit einer gusseisernen Deckelplatte kann man in aller Regel ganz gut kochen, wenn auch - aus Platzgründen - meistens nur mit einem einzelnen Topf. Wer ohnehin einen solchen Ofen nutzt, oder gar einen guten alten Küchenherd mit Holzfeuerung sein Eigen nennt (Schornstein­anschluss prüfen lassen!), muss also nach einem erfolgreichen Probelauf nur noch das nötige Brennmaterial besorgen. Einziger Haken: Im Hochsommer kommt man beim Kochen ganz schön ins Schwitzen.

Propangaskocher

Wer im Fall der Fälle zumindest auf 2 Flammen ungestört weiter kochen will wie gewohnt, für den ist ein Propangaskocher die optimale Lösung. Doch Vorsicht: Die meisten Campingkocher für Propangasflaschen sind aus Sicherheits­gründen nicht für Innenräume zugelassen (DIN EN 30). Da mit dem explosiven Gas nicht zu spaßen ist, sollte man sich besser an die Vorgaben halten und mit Campingkochern ohne Zulassung für geschlossene Räume tatsächlich nur im Freien oder im Zelt kochen. Einer der vernünftigsten Herde mit Innen-Zulassung scheint der weiße "Camping Kitchen Haushalts­kocher" von Campingaz zu sein. Er schlägt allerdings mit rund 100 Euro zu Buche. Dazu käme dann noch der externe Druckminderer für 6 bis 7 Euro. Wer einen alten Erdgasherd im Keller stehen hat, kann aber vielleicht auch den kostengünstig auf Propangas umrüsten lassen.


© magicpen / Pixelio :: Propangaskocher

Gekocht werden kann gleichermaßen mit Propan oder dem etwas leistungsstärkeren Butan. Butan macht allerdings bei Temperaturen unter 5ºC langsam schlapp. Die meist kleineren Butanflaschen sind gewöhnlich blau, Propangas­flaschen normalerweise rot (Pfand­flaschen) oder grau (Eigentums­flaschen). Daneben gibt es bei manchen Gashändlern noch halbtransparente Kunststoff­flaschen. Die sind teurer, rosten aber dafür nicht, sind deutlich leichter, und man kann ohne weiteres sehen, wieviel Gas sich noch in der Flasche befindet. Um den ungefähren Füllstand zu ermitteln, muss man sich bei den undurchsichtigen Metallflaschen dagegen schon mit nicht besonders zuverlässigen Gasstands­anzeigern oder einer Waage herumschlagen. Generell würde ich Pfandflaschen den Vorzug geben, da man sich dann nicht selbst um die Wartung zu kümmern braucht.

Achtung: Butan- und Propangas­flaschen dürfen auf keinen Fall unter Erdniveau (also z.B. im Keller) gelagert oder betrieben werden! Diese Gase sind schwerer als Luft. Wenn sie aus einer undichten oder schlecht zugeschraubten Flasche entweichen und selbst bei geöffneten Türen oder Fenstern nicht abziehen können, sammeln sie sich. Knipst man dann das Kellerlicht an, hebt sich gleichzeitig das ganze Haus kurz an.

Pflanzenölkocher

Im April 2006 hat BSH einen mobilen Pflanzenölkocher namens Protos vorgestellt, der mit herkömmlichem Speiseöl betrieben wird. Er wurde jedoch für den Einsatz auf den Philippinen entwickelt und ist in Deutschland bislang noch immer nicht erhältlich.

Outdoorkocher: allgemein

Diese meist einflammige, auf kleines Packmaß und geringes Gewicht getrimmte Kocherklasse aus dem Outdoor­laden ist für den Gebrauch im Freien oder im Wohnzelt konzipiert. Das Kochen im Hinterhof, auf der Terrasse oder im Garten kann bei Kälte und Regen allerdings etwas ungemütlich werden. Für dieses Variante sollte man also schon ein bisschen Abenteuerlust aufbringen.

Outdoorkocher: Gas

Am saubersten und unkompli­ziertesten kocht es sich mit Gaskartuschen. Einen Kartuschen­kocher kann man im Notfall sogar auf eine feuerfeste Unterlage stellen und unter Aufsicht in der Wohnung betreiben. Allerdings muss man sich auch mit genügend Kartuschen bevorraten. Und die sind nicht ganz billig. Wichtig zu wissen ist, dass es - von einigen Exoten abgesehen - drei verbreitete, untereinander nur per Adapter kompatible Kartuschen­systeme gibt: Stech­kartuschen, Bajonett­kartuschen und Schraub­kartuschen. Interessant ist darüber hinaus, dass der Gasdruck bei Temperaturen unter 0ºC meist schwächelt und die Kartusche einer vorherigen Aufwärmaktion bedarf.

Outdoorkocher: Spiritus

Alkohol- bzw. Spirituskocher sind wartungsfrei und billig im Betrieb, stellen aber dafür (selbst auf einer feuerfesten Unterlage) eine gewisse Gefahr beim Kochen in der Wohnung dar. Hier sollte man nach draußen ausweichen. Außerdem ist zu bedenken, dass die meisten Spirituskocher ohne Druck arbeiten und die Zubereitung eines normalen Mittagessens daher zur Geduldprobe werden kann. (Dasselbe gilt in noch höherem Maße für Trockenbrennstoff-Kocher, die mit Esbit, Spiritusgel, Brennpaste o.ä. befeuert werden.) Einen ziemlich brauchbaren Spiritusbrenner kann man sich übrigens auch selbst bauen (vgl. Pluennenkreuzer.de und Vivalranger.com).

Achtung: Niemals einen noch heißen oder gar brennenden Spiritus­kocher nachfüllen! Andernfalls riskiert man eine explosive Stich­flamme, die in Einzel­fällen schon tödliche Folgen hatte. Wenn das Kochen nicht unterbrochen werden soll, lieber einen Zweit­brenner in Betracht ziehen!

Outdoorkocher: Benzin & Co.

Diesel-, Kerosin-, Petroleum- und Benzinkocher sind eher etwas für hartgesottene Zeitgenossen mit technischen Verständnis und Freude am Basteln. Beim Betanken holt man sich schnell Stinkefinger und auch im Betrieb stänkert und rußt der Kocher vor sich hin. Zwar kann man diese Neben­erscheinungen mit gereinigtem Brennstoff aus dem Outdoorladen deutlich verringern. Doch um die regelmäßige Düsenreinigung und eine gelegentliche Generalreinigung, bei der man den Kocher komplett auseinander schraubt, kommt man dennoch nicht herum. Außerdem verbietet sich das Kochen in Innenräumen. Schon der Geruch und die Möglichkeit einer plötzlichen Stichflamme allein wären ausreichende Argumente dagegen. Doch zudem sind die Abgase auch noch giftig. Vorteil: Treibstoff­nachschub ist vergleichsweise einfach und billig zu beschaffen. Berücksichtigen sollte man aber, dass die Brennstoff­lagerung in der Wohnung ein Sicherheits­risiko darstellt und mit Kindern im Haushalt eher ausscheidet. Beim Kauf eines solchen Kochers bitte gewissenhaft über die verwendbaren und empfohlenen Brennstoffe informieren!

Outdoorkocher: Verbrauch

Wieviel Brennstoff man verbraucht, variiert natürlich abhängig von Kochgewohnheiten, Topfgröße, Deckel­benutzung, Wind(schutz), Lufttempe­ratur, Wasser­temperatur und Kochermodell ganz erheb­lich. Man sollte deshalb den ungefähren Bedarf an Gaskartuschen, Spiritus oder Benzin selbst ermitteln. Hier dennoch ein grober, eher reichlicher Richtwert für eine Person, die jeden Tag eine warme Mahlzeit zubereitet (nicht nur aufwärmt) und zweimal Tee kocht. Zu beachten ist dabei, dass eine zweite Person den Verbrauch nicht verdoppelt. Ich würde für 2 Personen, die gemeinsam kochen, höchstens 1½ mal soviel Brennstoff rechnen wie für 1 Person.

jeweilige Brennstoffmenge für 1 Person für 30 Tage
Brennstoff für Campingkocher
Butan/Propan (70/30) 4000 Gramm
Spiritus (94%) 7,5 Liter
Benzin oder Petroleum (gereinigt) 4,5 Liter

Holzfeuer

Wer sich keinen Kocher zulegen mag, der kann vielleicht an einem dafür geeigneten Plätzchen auf einem Holzfeuer kochen. Schichtet man gröbere Scheite flach und regelmäßig, lässt sich ein Kochtopf aus Edelstahl direkt auf dem brennenden Holz abstellen. Das funktioniert selbstverständlich auch im offenen Kamin.

Der Topf wird beim Kochen über Holz außen freilich sehr schwarz. Die Regel lautet: Je feuchter das Holz, umso schwärzer der Topf. Harziges Holz tut ein Übriges. Wer seinen Topf danach wieder sauber bekommen möchte, der sollte den oft pechhaltigen Ruß vor dem Abwasch zunächst mit Speiseöl lösen. Oder den Topf noch vor dem Kochen außen mit Seife einreiben.

Achtung: Kein Holzfeuer in geschlossenen Räumen ohne direkten Rauchabzug entfachen! Da lauert nämlich schon eine gefährliche Rauch­vergiftung unterm Sofa.

Hobo-Ofen

Mit wesentlich weniger Holz kommt man aus, wenn man sein Essen auf einem Hobo-Ofen zubereitet. Diese erstaunlich effizienten Holz­kocher sind eine Erfindung amerikanischer Wanderarbeiter. Sie lassen sich selbst noch mit feuchten Holzstückchen und Kiefern­zapfen betreiben. Hobo-Öfen kann man in einer faltbaren Version (z.B. Outreq WK15 oder Künzi Magic Flame) für ziemlich viel Geld im Outdoorgeschäft erwerben oder in wenigen Minuten aus einer großen, stabilen Konservendose selbst zurecht schneiden. Wie man das anstellt, wird auf Scout-o-wiki.de recht anschaulich erklärt.

Gulaschkanone

Ausschließlich für den Außeneinsatz eignet sich eine Gulaschkanone. Sie ist zwar vor allem für die Zubereitung von Suppen und Glühwein bekannt, doch im Grunde kann darin alles gekocht werden. Von ihrer Konzeption her taugt sie allerdings oft nicht zum Braten und ist daher wesentlich weniger universell als die meisten anderen Koch­gelegenheiten. Beheizt wird eine konventionelle Gulaschkanone mit Holz oder ähnlichen brennbaren Natur­materialien.

Grill

Sogar der gemeine Holzkohlegrill taugt als improvisierter Herd. Auf dem Rost lässt sich neben Fleisch, Wurst und Fladenbrot auch Fisch äußerst schmackhaft garen. Damit er nicht durchs Gitter fällt, unterlegt man ihn mit geölter Alufolie. Und wenn danach noch genügend Hitze übrig ist, stellt man den Topf mit Kartoffeln direkt auf die Glut. Natürlich muss man sich dafür rechtzeitig um einen größeren Vorrat an Holzkohle kümmern und ihn trocken einlagern. Achtung: Auch glühende Holzkohle entwickelt oft Kohlenmonoxid und gehört wegen drohender Vergiftungen nach draußen.

Backofen

Soll das Backen von Brot, Kuchen, Aufläufen etc. im Krisenfall nicht zum Problem werden, können Gartenbesitzer im Vorhinein über den Bau eines Außenbackofens nachdenken. Doch auch bei akutem Bedarf lässt sich mit einer Sammlung Ziegel oder Steine noch ein ziemlich brauchbarer Behelfs­backofen errichten. Bauan­leitungen dafür findet man in den meisten guten Survival-Büchern (mehr zum Thema Bücher später in einem eigenen Artikel).

Solarofen

Wenn man in sein Auto steigt, nachdem man es für eine halbe Stunde in der prallen Sommersonne geparkt hatte, kann man es sich lebhaft vorstellen: Auch mit normalem Sonnenlicht lässt sich im Sommer bei günstigem Wetter kochen. Dazu braucht es nicht viel außer Kartons, schwarzer Wandfarbe, Alufolie und etwas Bastel­freude. Die erreichbaren Temperaturen liegen normalerweise zwischen 100 und 120ºC. Bauanleitungen findet man z.B. unter Solarcooking.org oder Landeshajk.de

Danke für den Tipp, Andreas!

Autor: Root   
Thema:  Vorsorge
Veröffentlicht: 23.04.2009, 23:39 Uhr

Dienstag, 21. April 2009

Vorsorge: 5. Frisches

Reichhaltiger und leckerer wird das Essen (nicht nur) im Krisenfall, wenn man die Vorräte mit frischen Zutaten aus eigenem Anbau ergänzt. Wer einen Garten hat, könnte zum Beispiel über Möhren, Kartoffeln oder Kürbis nachdenken. Sie sind sehr einfach anzubauen und können in einem kühlen, dunklen Raum recht lange gelagert werden. Möhren halten sich am besten, wenn man sie zudem in einen mit Sand gefüllten Eimer steckt.

Auch Kohl kann im Garten angepflanzt werden, wenn man schneller ist als die vielen verfressenen Schnecken. Mit Weißkohl und Salz lässt sich ohne großen Aufwand Sauerkraut selbst herstellen, das man problemlos bis zur nächsten Ernte lagern kann.

Nun stellt sich aber die Frage, woher man das Saatgut nehmen soll. Es gibt im Frühjahr Saatkartoffeln zu kaufen, im Prinzip kann man aber jede wohlschmeckende Kartoffel verwenden, die beim Lagern nicht mit Keimhemmern wie Keimstop bzw. Neo-Stop behandelt wurde. Gekaufte Gemüsesamen[1] bleiben je nach Sorte bei trocke­ner und kühler Aufbewahrung 2 bis 10 Jahre keimfähig.

Wer aus dem geernteten Gemüse selbst Samen gewinnen möchte, wählt zunächst die gesündesten und kräftigsten Pflanzen aus und wartet, bis die Samen reif sind. Dann erntet man sie bei gutem Wetter und lässt sie ca. eine Woche im Haus trocknen. Gelagert werden sie am besten kühl, trocken und dunkel in kleinen Papiertüten. F1-Hybriden eignen sich übrigens nicht zur Weiter­vermehrung, denn deren gereifte Samen liefern meist keinen oder einen sehr schlechten Ertrag. Das sollte man schon beim Kauf von Samen oder Jungpflanzen bedenken. Ob es sich um F1-Hybriden handelt, kann man nämlich normalerweise der Packung oder dem beigefügten Schildchen entnehmen.

Wer keinen Garten hat, muss dennoch nicht auf frische Kost aus eigener Kultur verzichten, sondern kann sich z.B. Keimlinge und Sprossen in der Fenster­bank ziehen. Sie dienen auch im Winter als leckere Vitamin- und Mineral­stoff­spender. Dafür eignen sich u.a. die Samen von Kresse, Rucola, Radieschen, Brokkoli, Bohnen, Linsen und Getreide. Am besten verwendet man spezielle Keimsaaten aus biologischem Anbau. Sie werden in Wasser eingeweicht, immer feucht gehalten und zweimal täglich mit frischem Wasser gespült.


© Sigrid Rossmann / Pixelio :: Kressefeld

Es gibt verschiedene Keimgläser und Keimgeräte[2] (Sprossen-Toni, BioSnacky etc.), die die Keimzucht deutlich erleichtern und nicht viel kosten. Für Kresse reicht auch ein Schälchen mit feuchter Watte in der Fensterbank, vorzugsweise in einem Nordfenster. Gegessen werden die Sprossen als frischer Salat, als blanchiertes Gemüse oder einfach aufs Brot gestreut. So eine Sprossenzucht ist nebenbei auch für Kinder sehr spannend!

Weitere Links zum Thema:

  1. Preiswerte Bezugsquelle für Gemüsesamen: Saatkontor.de
  2. Keimgeräte wie Sprossen-Toni oder BioSnacky können u.a. über den Arnsberger Bioladen Regenbogen und die Bauermühle Mannsgereuth bezo­gen werden.
Autor: Kathrin   
Thema:  Vorsorge
Veröffentlicht: 21.04.2009, 21:56 Uhr

Montag, 20. April 2009

Vorsorge: 4. Vorratslagerung

Einen guten Grundvorrat für 30 Tage einzukaufen ist - sofern man rund 70 Euro erübrigen kann - ein Leichtes. Schon etwas kniffliger wird die nächste Frage: Wohin mit den Nahrungsmitteln?

Ort: kühl und trocken

Der optimale Lagerraum bleibt ganzjährig in einem Temperatur­bereich zwischen 10 und 15ºC, ist eher dunkel, sehr trocken und hochwasser­sicher. Viele Keller- und Vorratsräume erfüllen diese Kriterien. Verfügt man über keinen solchen Raum, muss man Kompromisse eingehen. Ein spärlich beheiztes Zimmer mit Fenstern nach Norden (z.B. Schlafzimmer) kann sich ebenso eignen wie der Flur. Wichtig: Der Lagerplatz muss ganztägig im Schatten liegen, die Temperatur oberhalb des Gefrierpunktes bleiben und einigermaßen stabil sein. Große Temperatur­schwankungen in kurzer Zeit lassen Kondenswasser entstehen und sorgen damit zeitweise für zuviel Feuchtigkeit. Eine Aufsplittung des Vorrates in empfindlichere Teile (z.B. Kartoffeln, Mehl, Zwieback) und robustere Posten (z.B. Konservendosen, Honiggläser und Tetrapaks mit Saft) und die entsprechend getrennte Lagerung ist selbstver­ständlich möglich.

Aufbewahrung: dunkel, schädlingsdicht, atmungsfähig

Zur schädlingssicheren Verwahrung des Notvorrates empfehle ich eine oder mehrere stapelbare Kisten - vorzugsweise Aluminium­kisten mit verstärkten Kanten. Mäuse und Ratten fressen sich mühelos durch Holz und scheuen sich auch vor dünnem Plastik nicht. Aluminium dagegen schlägt ihnen auf den Appetit.

Die (leider teure) Luxus-Variante ist eine Transportbox der Firma Zarges mit umlaufender Silikondichtung, die aber aus Belüftungs­gründen nicht bis zum Rand mit Lebensmitteln vollgestopft werden sollte. Eine Zarges-Box ist weitgehend staubdicht und kann die Notreserve sogar vorüber­gehend vor einem Was­ser­einbruch schüt­zen. Da die Bundeswehr in den letzten Jahren ihre Kranken­haus­depots abgebaut hat, sind derzeit etliche ge­brauchte, aber gut erhaltene Sanitätskisten mit unterschiedlichem Fassungs­vermögen erhältlich. Gewöhnlich handelt es sich um (stabilere) Militär­ausführungen einer Zarges-Box[1].

Alternativen zur Kiste sind z.B. lebensmittel­taugliche Transport­tonnen[2] aus dem Outdoor-Laden oder Hobbocks[3] und Honigeimer vom Imker. Natürlich kann man seine Vorräte auch in Kartons verstauen oder ganz offen lagern, nur ist das leider nicht sehr sicher. Für 2-3 Personen empfehle ich übrigens etwa 250 Liter Stauraum.


© Uwe Steinbrich / Pixelio :: Abgeschlossen

System: kaufen → ersetzen → verbrauchen

Damit die Notfallreserve immer frisch bleibt, sollte man sie ganz normal verbrauchen. In der Praxis sieht das so aus: Wenn ich eine Tüte Brotmehl brauche, kaufe ich sie ein. Statt nun aber die neue Tüte zu verbrauchen, nehme ich die älteste Tüte Brotmehl aus meinem Vorrat und ersetze sie mit der eben gekauften. So vermeide ich das Überaltern der Vorräte und verringere auch die Gefahr, dass sich Vorrats­schädlinge unentdeckt quer durch die Lebensmittel futtern. Um den Überblick zu behalten, ist eine bleistift­geschriebene Vorratsliste mit eingetragenem Verfalls- bzw. Kaufdatum sehr nützlich.

Schädlinge: search and destroy

Je länger, ruhiger und unkontrollierter die Vorräte auf ihren Einsatz warten, umso mehr steigt das Risiko von Schädlingsbefall. Kriechen uns bei der monatlichen Inventur des Lagerbestandes blasse Würmlein oder braune Käferchen entgegen, oder flattern im Vorratsraum kleine graue Nachtfalter (Motten) herum, ist Gefahr in Verzug! Auch Krümelspuren, feinste Spinnweben und einzelne schwarze "Kümmelkörner" (Mäusekot) sind Alarmzeichen! Jetzt muss man vor allem die Verpackungen aus Papier, Pappe oder Folie genauestens auf Schäden untersuchen, nach der Quelle der unwill­kommenen Gäste fahnden und das Biotop gründlich ausmerzen! Gegen Motten hilft eine Pheromonklebefalle, die es gewöhnlich in den größeren Supermärkten und Kaufhäusern mit Drogerieabteilung gibt. Doch Achtung: Bei offenem Fenster können damit auch neue Motten herein gelockt werden. Gegen Mäuse hilft eine Mausefalle, bestückt mit einem geschälten Sonnenblumen­kern, einem ganz kleinen Stück Käse oder einem mittelgroßen Krümel Schokolade. Solche Appetit­häppchen reizen Mäuse mehr als eine ganze Mahlzeit. Weitere Informationen zu Schädlingen findet man z.B. unter Schaedlingshotline.de

Tipp: Fenster im Vorratsraum sollten mit Fliegengaze versehen werden, um Insekten von draußen den Zutritt zum Vorrat zu verwehren. Doch wie der ausgefuchste Hasenzaun im Film Phenomenon sind auch hermetisch dichte Fenster und Türen, schädlingssichere Verpackungen und peinliche Sauberkeit auf Reinraumniveau kein Garant für insektenfreie Vorräte. Denn meistens reisen die unangenehmen Tierchen als blinde Passagiere in der Tüte mit ins Vorratsquartier. Bereits beim Einkauf sollte man daher durchsichtige Verpackungen genau inspizieren. Doch völlige Sicherheit bietet auch dies nicht. Das trojanische Pferd der Insekten sind nämlich ihre Eier. Und die können wirklich winzig sein. Um eine regelmäßige Kontrolle der Lebensmittel kommt man also nicht herum.

  1. z.B. gebrauchte Zarges Transportkiste A20Y, 240 Liter (ca. 200 €)
  2. z.B. VauDe/Relags Transporttonne 68,5 Liter (ca. 60 €)
  3. z.B. lebensmittelechter Hobbock, 33 Liter (ca. 10 €)
Autor: Root   
Thema:  Vorsorge
Veröffentlicht: 20.04.2009, 23:54 Uhr

Sonntag, 19. April 2009

Vorsorge: 3. Trinken

So leicht, wie es in unserem Supermarkt-System zu Lebensmittel­engpässen kommt, bricht die Trinkwasser­versorgung natürlich nicht zusammen. Dafür kommen wir normalerweise mehrere Wochen ohne Essen aus, aber nur einige Tage ohne Trinken.

Flüssigkeitsbedarf

Zu einem ordentlichen Notvorrat gehören deshalb auch Getränke. Mediziner empfehlen, täglich etwa 2 Liter zu trinken. Da das aber bei Sommerhitze und körperlicher Betätigung eher ein bisschen knapp kalkuliert sein kann, und zum Kochen zusätzliches Wasser vonnöten ist, sollte man ruhig 3 Liter Flüssigkeit pro Person und Tag rechnen. Dafür eignen sich vor allem Mineral­wasser­flaschen und Tetrapaks.

Hier als Vorschlag ein ausgewogener 30-Tage-Vorrat an Getränken für eine erwachsene Person:

30-Tage-Vorrat für einen Erwachsenen
Getränke
40 l Mineralwasser, evtl. natriumarm
40 l Stilles Wasser, mineralienarm
12 l Fruchtsaft
500 g Kaffee
250 g Schwarzer Tee

Leitungswasser

Zum Kochen von Tee, Kaffee oder einer warmen Mahlzeit eignet sich Mineralwasser übrigens nur bedingt. Der Geschmack wird nämlich etwas eigenartig. Man kann aber auch normales Leitungswasser bevorraten. Dazu benötigt man lebensmittel­echte Wasserkanister[1] oder ein Trinkwasser­fass[2] und Wasserentkeimer[3] in Form von Tabletten oder Tropfen auf Silberionen-Basis. Beides bekommt man in Outdoor- und Trekking­geschäften. Nach der anleitungs­gemäßen Benutzung eines solchen Sterilisations­mittels bleibt das Wasser für rund 6 Monate absolut trinkfähig. Den Geschmack beeinträchtigt die Entkeimung dabei nur, wenn der Wasserentkeimer zusätzlich zu den Silberionen noch Chlor enthält. Chlor dient aber lediglich dazu, die notwendige Wirkzeit bis zur Trinkbarkeit des Wassers von 2 Stun­den auf ½ Stunde zu verkürzen und ist für unsere Zwecke (Langzeit­konservierung) daher überflüssig.

Glas oder Plastik?

PET-Flaschen scheinen gegenüber Glasflaschen den Nachteil zu haben, dass sich synthetische Hormone aus dem Plastik lösen. Dafür kann man mit ihnen bei Sonnenschein im Sommer Wasser aus der Natur nach der SODIS-Methode kostenlos desinfizieren. Dazu filtert man aus dem Wasser zunächst die Schwebstoffe heraus, indem man es durch ein Tuch (auch Hemd oder T-Shirt), einen Teestrumpf oder einen Kaffeefilter in die Flaschen gießt. Ist eine Flasche zu ¾ voll, schüttelt man sie 20 Sekunden lang kräftig durch und füllt sie dann erst weiter auf. Danach legt man die vollen Flaschen gut verschlossen im Freien auf eine sonnige Fläche. Den Entkeimungs­dienst übernimmt dann das UV-Licht. Nach etwa 6-12 Sonnenstunden sind schädliche Mikroorganismen im Wasser getötet. Steht genügend Brennstoff zur Verfügung, kann man das Wasser alternativ auch 10 Minuten kochen. Achtung: Chemische Verun­reinigungen (Düngemittel, Industrierückstände etc.) werden mit beiden Metho­den nicht entfernt.

Wasserfilter

Wer im Notfall Wasser aus der Natur professionell und recht zuverlässig in Trinkwasser verwandeln möchte, dem sei ein Reise-Wasserfilter[4] mit Keramik-Filterkerze, Aktivkohle­einsatz und Handpumpe empfohlen. Solche Filter gibt es ebenfalls in Outdoor-Läden, kosten allerdings eine Stange Geld und reinigen mit der integrierten Filterkerze "nur" wenige Tausend Liter Wasser. Ersatz­filterkerzen kosten noch einmal etwa halb so viel wie das Gerät selbst. Etwas billiger sind Schwerkraftfilter[5] ohne Handpumpe. Tipp: Um eine fortwährende Verstopfung und nachfolgende Reinigung des Keramikfilters zu vermeiden und die Lebensdauer zu erhöhen, kann man das Ansaugrohr mit einem Kaffeefilter, einem Teestrumpf o.ä. schützen und damit gröbere Verschmutzungen schon vor dem Keramikfilter abfangen.

Einige weitere Methoden, um im Notfall an Trinkwasser zu kommen, finden sich in jedem guten Survival-Handbuch (Literatur­empfeh­lungen später in einem eigenen Beitrag).

  1. Trinkwasserkanister: z.B. Promens Faltkanister, 10 Liter (ca. 6 €)
  2. Trinkwasserfass: z.B. Curtec Weithalsfass, 65 Liter (ca. 65 €)
  3. Wasserentkeimer: z.B. Micropur Classic Flüssig für 1000 Liter (ca. 11 €)
  4. Wasserfilter: z.B. MSR Mini Works EX für 2000 Liter Wasser (ca. 105 €)
  5. Schwerkraft-Wasserfilter: z.B. Katadyn Camp für 20.000 Liter (ca. 85 €)
Autor: Root   
Thema:  Vorsorge
Veröffentlicht: 19.04.2009, 23:40 Uhr

Eine einfache und sehr billige Vorratsalternative sind übrigens die sogenannten "Basic Four" der Mormonen. Ein reichlich bemessener Jahresvorrat für einen Erwachsenen, wie er im Lexikon des Überlebens[1] empfohlen wird, sähe folgendermaßen aus (die ange­gebenen Mengen können natürlich auch auf einen Monatsvorrat herunter gerechnet werden):

Jahresvorrat für einen Erwachsenen
Mormon Basic Four
170 kg Weizenkörner, getrocknet/dehydriert
45 kg Zucker und/oder Honig
45 kg Magermilchpulver
6 kg Salz (trocken unbegrenzt haltbar)

Getrockneten Weizen bekommt man bei vielen Mühlen und manchen Bauern. Der Vorteil ganzer Körner besteht darin, dass sie nicht so schnell ranzig werden wie Mehl.

Die Haltbarkeit von (ungeöffnetem) Magermilchpulver wird auf der Verpackung meist mit 2 Jahren angegeben. Bei kühler Lagerung hält es sich aber deutlich länger. Getrocknete Getreidekörner und Zucker sind bei kühler, trockener Lagerung jahrzehntelang haltbar. Trocken auf­bewahrtes Salz und Honig halten sich praktisch unbegrenzt.

Zu beachten ist noch folgendes: Bei dieser Art der abwechslungs­armen Bevorratung benötigt man ein bisschen Kreativität für die Zubereitung. Weiterhin braucht man natürlich Wasser, eine einfache, stromunabhängige Getreidemühle[2] (leider nicht ganz billig), optional eine Getreide­quetsche, eine Koch­gelegenheit (evtl. auch draußen) und einen trockenen, kühlen und vor Schädlingen geschütz­ten Lagerort - zumindest für das Getreide.

  1. Karl Leopold von Lichtenfels (Pseudonym): Lexikon des Überlebens. Handbuch für Krisenzeiten. Anaconda Verlag, Köln, 2005 (Original­ausgabe: F. A. Herbig, München, 2000)
  2. Eine vergleichsweise preiswerte Bezugsquelle für Getreidemühlen und -quetschen ist Der-Bioladen.de
Autor: Root   
Thema:  Vorsorge
Veröffentlicht: 19.04.2009, 15:48 Uhr

Samstag, 18. April 2009

Vorsorge: 1. Lebensmittelvorrat

Die deutschen Katastrophen­schutzbehörden raten ja prinzipiell dazu, einen Notvorrat für 1 bis 2 Wochen im Haus zu haben. Ich halte es angesichts der aktuellen Situation für vernünftig, diese Reserve bis zum Ende der Krise vorübergehend auf einen 30-Tage-Vorrat aufzu­stocken.

Im Lexikon des Überlebens[1] ist eine durchdachte und praxis­erprobte Liste für einen Jahresvorrat an Lebensmitteln zu finden, die ich hier auf einen Monatsbedarf für einen Erwachsenen umgerechnet und um eine sinnvolle Menge Kartoffeln ergänzt habe:

30-Tage-Vorrat für einen Erwachsenen
Kohlehydratreiche Nahrung Eiweißreiche Nahrung
3 kg Mehl 1 kg Dosenfleisch
1 kg Grieß 1 kg Milchpulver[2]
3 kg Reis 2 kg getr. Hülsenfrüchte
3 kg Teigwaren (Nudeln etc.) 500 g Dosenfisch
250 g Haferflocken 250 g Volleipulver[2]
1 kg Zucker 200 g Räucherkäse
500 g Honig
1 kg Zwieback/Knäckebrot
2 kg Kartoffeln
Salz und Vitamine Fette und Öle
500 g Salz 1 l Speiseöl
Multivitamintabletten
30 g Ascorbinsäure

Der Autor empfiehlt zur Erweiterung des Basis-Vorrats noch folgende haltbare Nahrungsmittel, die ich im Baby-Bereich angepasst habe:

Optionale Ergänzung zum 30-Tage-Vorrat
Zusätzlich empfehlenswerte Lebensmittel
Dehydrierter Weizen Müsli
Dörrobst Nüsse
Dosengemüse Obstkonserven
Essig Puddingpulver
Fertiggerichte Pulverkaffee
Fleischbrühe Schokolade
Gewürze Senf
Hefeflocken Suppenwürfel
Kakao Tee
Kaffee Tomatenmark
Kartoffel- oder Maisstärke Trockenhefe
Maisgrieß Weizengrieß
Speziell für Babys und Kleinkinder
Baby-Milchpulver Zwieback
Fläschchen, Sauger (passend) Getreideschmelzflocken
Breigläschen Reiswaffeln
Pflanzenöl (nicht kaltgepresst) Fencheltee
Zucker

Ergänzen würde ich noch Trinkwasser/Getränke (Genaueres dazu in einem separaten Artikel) und Saatgut für Sprossen (auch dazu später mehr). Zumindest ein Teil der Lebensmittel sollte auch kalt genießbar sein, dafür eignen sich vor allem Dosengerichte und Haferflocken/Müsli.

Man sollte nicht vergessen, auch spezielle Lebensmittel für Diät haltende Menschen (z.B. Diabetiker), Schwangere und Stillende zu bevorraten und geliebte Haustiere bei der Planung zu berück­sichtigen.

Babys und Kleinkinder benötigen nicht nur geringere Mengen, sondern haben ganz andere Ernährungsbedürfnisse als Erwachsene, die bedacht werden müssen. So brauchen sie verhältnismäßig viel Kalzium und Fett und vertragen nicht jedes Eiweiß. Es geht hier wirklich nur um einen Notvorrat, das soll keine Ernährungs­empfehlung für Babys sein. Selbstverständlich ist Muttermilch das Beste für ein Baby, aber man sollte sich vielleicht nicht unbedingt darauf verlassen, dass das Stillen gelingt.

Es empfiehlt sich, in erster Linie solche Lebensmittel zu bevorraten, die man auch im Alltag verzehrt, denn:

  1. Im Notfall mutet man seinem Körper nicht noch eine Nahrungsumstellung zu, die dazu führen kann, dass man die Nährstoffe nicht gut aufnimmt, Verdauungsprobleme be­kommt oder sogar krank wird
  2. Auch das psychische Wohlbefinden ist höher, wenn die Nahrung gewohnt ist und so zumindest vorläufig einiges beim Alten bleibt
  3. Wenn man die Vorräte auch sonst im Speiseplan hat, wird es leicht, sie zu erneuern und frisch zu halten. Man kauft z.B. eine Packung Reis ein, fügt sie den Vorräten hinzu und entnimmt dafür die Reispackung mit dem kürzesten Haltbarkeitsdatum.
  1. Karl Leopold von Lichtenfels (Pseudonym): Lexikon des Überlebens. Handbuch für Krisenzeiten. Anaconda Verlag, Köln, 2005 (Original­ausgabe: F. A. Herbig, München, 2000)
  2. Magermilch- und Volleipulver können im Internet vergleichsweise preis­günstig bezogen werden über: Teetraeume.de
Autor: Kathrin   
Thema:  Vorsorge
Veröffentlicht: 18.04.2009, 18:48 Uhr

Freitag, 17. April 2009

Vorsorge: Einleitung

Krisenvorsorge ja, aber wie? Auf diese Frage sollen die nächsten Artikel des Weblogs konkrete Antworten geben. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf Möglichkeiten liegen, sich mit geringem Aufwand an Material, Zeit und Geld effektiv für den Notfall zu wappnen.


© Karin Schumann / Pixelio :: Dosen

Die Empfehlungen taugen selbstverständlich nicht nur für die Vorbereitung auf Engpässe im Rahmen einer Wirtschaftskrise. Auch bei Natur­katastrophen kann ein Notvorrat Leben retten. Und selbst nach einem Chemie- oder Atomunfall ist jeder froh, der eine Weile nicht außer Haus muss. Die meisten praktischen Tipps zur Rüstung für eine Krise sind übrigens generell nützlich. Im Ernstfall gewinnen sie allerdings immens an Bedeutung.

In folgende Bereiche lässt sich eine sinnvolle Vorbereitung gliedern (alphabetisch):

  • Ausrüstung (Schlafsack, Kocher, Radio, Taschenlampe etc.)
  • Brennstoff (Holz, Kohle, Benzin etc.)
  • Finanzen (Bargeld, Rücklagen, Investitionen)
  • Hygieneartikel (Seife, Toilettenpapier etc.)
  • Informationen (Bücher, Broschüren)
  • Kleidung (Regenjacke, Fleece-Pullover etc.)
  • Medizin (Medikamente, Verbandsmaterial)
  • Nahrung (Konserven, Getränke, Pflanzensamen)
  • Persönliche Vorbereitung (Zahnarzt, Gesundheitscheck etc.)
  • Sicherheit (Türsicherung, Brandschutz, Pfefferspray etc.)

Gebündelt werden alle hier zusammen getragenen Informationen in der Blog-Kategorie Vorsorge.

Autor: Root   
Thema:  Krise, Vorsorge
Veröffentlicht: 17.04.2009, 23:56 Uhr

Wie kommt es eigentlich, dass man von unseren Politikern nichts Sinnvolles zum Thema Krise hört, obwohl sie sich doch sonst immer so gerne als Orakel betätigen? Hat es ihnen die Sprache verschlagen? Haben sie angesichts des von ihnen verursachten Schadens ein schlechtes Gewissen, weil sie - egal ob rechts oder links - über 30 Jahre hinweg jene Finanz- und Wirtschaftspolitik vorangetrieben haben, die von den ursprünglichen Neoliberalen wie Erhardt mit Sicherheit nicht als Freiheit, sondern als Anarchie bezeichnet worden wäre (vgl. Die Welt, Tagesspiegel)? Ist es die Angst, als erster den Mund aufzumachen und dafür zum Prügel­knaben zu werden? Befürchten sie, die Warnung der Bevöl­kerung vor den akuten Gefahren könnte ihnen im Superwahljahr 2009 als politischer Offenbarungseid der Unfähigkeit und Ohnmacht ausge­legt werden? Versuchen sie zuerst einmal in Ruhe, die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen? Wollen sie eine Panik vermei­den, im Zuge der die Menschen schleunigst ihr Geld aus Banken, Fonds, Versiche­rungen und Aktien herausziehen und damit dem durchrosteten Fass den Boden auskratzen könnten? Oder vernach­lässigen sie ihre Aufklärungs­pflicht aus Feigheit, weil die Reaktion der Bevölkerung nicht vorhersehbar ist? Letzteres wäre plausibel, da tatsächlich niemand wissen kann, wie das Volk mit der Wahrheit umgehen würde. Dazu hatte es ja schließlich in den letzten Jahr­zehnten keine Gelegenheit.

Autor: Root   
Thema:  Krise, Politik, Wirtschaft
Veröffentlicht: 13.04.2009, 19:49 Uhr

Sonntag, 12. April 2009

Die Ungeheuerlichkeit der Auferstehung

Ostern. Das Fest der Auferstehung: Ein Zimmermanns­geselle zieht mit einer Horde ungebildeter Fanatiker drei Jahre durch Israel, lässt sich von anderen Leuten durchfüttern statt zu arbeiten, betätigt sich als befremdlicher Rabbi und behauptet, der vorhergesagte Messias zu sein. Damit provoziert er so lange die religiöse Führung, bis sie ihn wegen Gotteslästerung hinrichten lässt. Und dann, nach anderthalb Tagen, wird er plötzlich wieder lebendig. Zwar erkennt ihn fast niemand auf Anhieb, aber hinterher behaupten auf einmal 500 Leute, dass sie den zuvor Gekreuzigten quicklebendig gesehen hätten. Er könne jetzt sogar durch Wände und verschlossene Türen gehen!

Das klingt nicht nur wenig überzeugend, es ist eine Zumutung, wie selbst der Apostel Paulus zugeben musste! Und dabei handelt es sich um das Fundament des Christentums! Wer denkt sich eine so abstruse Story aus und hofft auch noch darauf, dass sie von vernünftigen Menschen geglaubt wird? Eben. Niemand. Das ist auch einer der Hauptgründe, warum ich diese Geschichte für authentisch halte. Credo quia absurdum - ich glaube sie, weil sie so absurd ist. Entweder ist die Geschichte wahr, oder sie ist unglaublich schlecht erfunden.

Kommentar zum Bild: So kann es aussehen, wenn jemand überzeugt ist, dass Jesus lebt und sich deshalb taufen lässt.

Frohe Ostern!

Autor: Root   
Thema:  Gott, Persönlich
Veröffentlicht: 12.04.2009, 16:11 Uhr

Samstag, 11. April 2009

Finanzkrise III: Krisenszenarien

"Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betref­fen." Dieser ironische Satz wird meist Mark Twain zugeschrieben und trifft natürlich auch in unserem Fall ins Schwarze. Dass die Krise sich deutlich ausweiten wird, kann anhand der Faktenlage als sicher gelten. Bis wann sich die Situation verschärft und wie die genauen Konsequenzen für die Bevölkerung aussehen werden, ist dagegen eher ungewiss.

Wer nun meint, die Beschäftigung mit konkreten Krisenszenarien und die persönliche Vorbereitung darauf seien deshalb übertrieben oder gar paranoide Panikmache, der verkennt die Realität und ist selbst Opfer jenes allgemeinen Leichtsinns und der kultivierten Sorglosigkeit geworden, die von Arbeits- und Katastrophen­schutz­behörden so oft beklagt werden. Nur deshalb, weil ich seit 10 Jahren schadlos Auto fahre ohne mich anzuschnallen, kann ich daraus nicht schließen, dass ein Sicherheitsgurt Unsinn ist und die Erneuerung des Erste-Hilfe-Kastens Ausdruck von Unfall-Hysterie. Selbst das aktuelle Finanzdebakel war schon lange im Voraus absehbar (vgl. Handelsblatt.com und Tagesspiegel.de) und hätte verhütet werden können, wären die Politiker und Banker nicht mit psycho­ti­schem Optimismus vernagelt gewesen. Aber auch die gegensätzliche Reaktion, nämlich das vielrezitierte Mantra der Einfallslosen: "Da kann man doch sowieso nichts machen." ist unverantwortlich, lähmt die Kreativität, macht depressiv und fällt daher beim Vernunftstest durch.


© Supertramp :: Crisis? What Crisis?

Wenn es um die Vorbereitung geht, lautet die zunächst wichtigste Frage natürlich: Welche Szenarien sind realistisch? Da uns der Blick in die Zukunft gewöhnlich verwehrt bleibt, ist unsere bedeutendste Informationsquelle die Vergangenheit. Folgende Szenarien traten im Zusammenhang mit historischen Wirtschaftskrisen auf und sind auch im Laufe der kommenden Krise denkbar:

Bargeldengpässe

Sollte das Bankensystem insgesamt kollabieren, werden in der Konsequenz vermutlich die meisten Banken schließen, das Netz der Geldautomaten ausfallen. Besonders rasch tritt dieser Effekt bei einem Bankenansturm (vgl. Alles Schall und Rauch) ein. So nennt man die panikartigen Versuche größerer Gruppen von Bankkunden, gleichzeitig Geld vom eigenen Konto abzuheben. Den Banken gehen dann schnell die Bargeldvorräte aus. Folge: Die Automaten sind leer, die Schalter schließen. Die mit Geheimzahl arbeitenden EC-Abrech­nungssysteme der Geschäfte streiken und auch das Wechselgeld in den Kassen geht zur Neige. Die Läden und Tankstellen werden dann innerhalb kurzer Zeit ebenfalls geschlossen. Im Herbst 2008 konnte eine solche Situation übrigens nur mit viel Glück abgewendet werden (vgl. Alles Schall und Rauch, Tagesschau.de).

Unterhaltsengpässe

Größere Pleitewellen äußern sich oft darin, dass Löhne und Gehälter zuerst verzögert, später gar nicht mehr gezahlt werden. Im Falle eines Staatsbankrotts betrifft das selbst Beamtengehälter, Renten und Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld, Hartz IV oder Sozialhilfe. Auch die private Zahlungsmoral lässt dann verständlicher Weise dramatisch nach und Handwerker­rechnungen etc. werden einfach nicht mehr beglichen. Neben Problemen der Grund­versorgung entstehen oft auch Schwierigkeiten wegen säumiger Mieten, besonders dann, wenn die Bevölkerungsmehrheit noch über finanzielle Mittel verfügt und sich der Vermieter von einem Rausschmiss neue, zahlungsfähige Mieter verspricht.

Streiks, Generalstreiks

Wenn Unternehmen zahlungsunfähig werden und die Löhne aus­bleiben, kommt es schnell zu Arbeitsniederlegungen und Streiks. Betrifft das die Automobilindustrie, ist das leicht zu verschmerzen. Passiert das in Großbäckereien oder Molkereien, sieht die Sache schon anders aus. Und Streiks im Transportsektor legen schnell alles andere lahm, nicht zuletzt die auf ständige Lieferungen ange­wiesenen Supermärkte.

Versorgungsengpässe

Nicht selten treten zeitweilig Schwierigkeiten bei der Grund­versorgung der Bevölkerung auf: Die Lebensmittel gehen aus, vor allem im Sommer und bei Strom- oder Treibstoffknappheit kann sauberes Trinkwasser Mangelware werden, im Winter Heizmaterial. Etliche Medikamente sind nicht mehr erhältlich. Besonders unser Supermarktsystem ist sensibel und anfällig, da die Lager klein und die Nahrungsmittelvorräte aus Frischhaltegründen gering sind. Ohne kontinuierliche Belieferung sind die Regale meist schon binnen Stunden leer. Solche Engpässe sind u.a. vom Grad der Privatisierung abhängig und können sich auch über einige Wochen erstrecken, bis ein staatliches Ersatzsystem aufgebaut und z.B. Lebensmittelkarten ausgeteilt sind.

Stromausfälle

Hiervon wären Zimmer- und Straßenbeleuchtung, U-Bahnen, Straßenbahnen, Fahrstühle, automatisch schließende Türen, Parkhaus­zufahrten, Schranken, Ampeln, Zapfsäulen, Bankauto­maten, Supermarkt­kassen, Heizungen (auch die meisten Öl- und Gasheizungen), Kühl- und Gefrierschränke, Mikrowellen­herde, Elektroherde, teilweise auch Gasherde, Wasserkocher, Warm­wasserspeicher, Waschmaschinen, Wäsche­trockner, Rundfunkge­räte, Computer, Telefonnetz (auch Mobilfunk), Internet, Akku­ladegeräte und vieles andere betroffen. Länger anhaltende Stromausfälle in Verbindung mit Treibstoff­knappheit können auch die Versorgung mit (sauberem) Leitungswasser und Gas zusammen brechen lassen, da die im Krisenfall eingesetzten Notstrom­aggregate meist mit Diesel­generatoren betrieben werden. Neben unregel­mäßigen Stromausfällen, die durchaus auch tagelang anhalten können, wurden als geregelte Sparmaßnahme auch schon stromlose Tageszeiten eingeführt. Zusätzliche Risiken ergeben sich daraus, dass die ungewohnte Dunkelheit auf Straßen und Plätzen und in Häusern und Parks zu Einbrüchen, Plünderungen und Überfällen verleiten kann.

Inflation

Häufig setzt nach staatlichen Großinvestitionen und hemmungsloser Gelddruckerei gegen Ende einer Finanzkrise eine sogenannte Hyperinflation ein: Das Geld verliert in immer höherem Tempo an Wert und die Preise wachsen ins Uferlose. Das kann sogar gewollt sein, beispielsweise um mit einem Wertverfall des Geldes gleich­zeitig auch die immensen Staats- und Wirtschafts­schulden "wegzu­inflationieren". Leidtragende einer solchen Entwicklung sind jedoch nicht nur die Sparer mit gut gefüllten Bankkonten. Auch Empfänger einer privaten Rente bekommen von der Bank bzw. Versicherung normalerweise stur den gleichen Betrag ausgezahlt wie bisher. Nur dass sie davon jetzt nicht mehr leben können. Händler erhalten für das eingenommene Geld noch nicht einmal neue Waren und müssen die Läden schließen. Und auch die Regelsätze für Sozialleistungen und staatliche Renten werden meist viel zu langsam angepasst, sodass Arbeitslose, Sozialhilfe­empfänger und Ruheständler schnell in Existenznöte geraten. Für viele ist deshalb der finale Kollaps der Währung eine Erlösung. Denn ist eine Währung endgültig zugrunde gerichtet, wird sie "einfach" durch eine neue ersetzt. Im Zuge dessen ist es allerdings auch schon vorgekommen, dass zur Stützung der neuen Währung als erstes die Goldvorräte der Bevölkerung konfisziert wurden.

Unruhen, Plünderungen

Werden Geld und Nahrung knapp oder offenbaren sich Korruption und Gleichgültigkeit der Politiker als Krisenauslöser, kommt es häu­fig zu gewalttätigen Demonstrationen, Plünderungen von Ge­schäften und Supermärkten, Übergriffen auf Banken und staatliche Einrich­tungen, randalierenden Ausschreitungen und Straßen­schlachten mit Polizei oder (im Zuge von Amtshilfe hinzugezogener) Armee. Das kann sich ausweiten bis hin zu tatsächlich bürgerkriegs­ähnlichen Zuständen mit Ausgangs­sperren, meist allerdings beschränkt auf die Zentren größerer Städte. Darunter leiden aber oft auch weiträumig Infra­struktur und Grundversorgung. Für Großbritannien rechnet der dortige Geheimdienst MI5 mit Bevölkerungs­unruhen ab Sommer diesen Jahres (vgl. MMnews.de). Und auch hierzulande könnte es ab Herbst 2009 ungemütlicher werden (vgl. Sueddeutsche.de).

Brände

Im Zuge von Wirtschaftskrisen steigt auch die Brandgefahr. Dafür sind einerseits Stromausfälle verantwortlich. Schnell geraten unvernünftige Gokeleien zum Zweck der Beleuchtung oder Beheizung außer Kontrolle. Und auch die unsachgemäße Lagerung von Brennstoff-Vorräten, z.B. auf dem Dachboden, kann verheerende Brände auslösen. Andererseits gehören Brand­stiftungen zum üblichen Repertoire aufgebrachter Demonstrations­züge, Plünderer­banden und einzelner Verzweiflungs­täter. Bei gleichzeitigem Stromausfall wird auch die Alarmierung der Feuerwehr zur ungeahn­ten Herausforderung.

Verhaltenstipps:

  • Keine Panik! In jeder Situation Ruhe bewahren und besonnen handeln!
  • Nicht resignieren! Jedes Problem ist lösbar! Mit anderen Worten: Man kann fast immer etwas tun!
  • Jetzt vorsorgen: Nahrungsmittel, Medikamente (vor allem regelmäßig benötigte), Hygieneartikel, Bar­geld etc. für wenigstens 4 Wochen beschaffen!
  • Nachbarschaftliche Kontakte knüpfen/intensi­vieren! Du wirst womöglich auf andere Menschen angewie­sen sein! Viele Probleme sind nur gemeinsam lösbar.
  • Im Krisenfall: Keine Gewalt! Gewalt verschlimmert nur die Situation und erschwert einen Neu­anfang nach der Krise.

Links zum Thema:

Autor: Root   
Thema:  Krise, Wirtschaft
Veröffentlicht: 11.04.2009, 23:39 Uhr

Freitag, 10. April 2009

Finanzkrise II: Die Show beginnt

Bankenpleiten, Absatzprobleme, Kurzarbeit, Entlassungen, Firmen­insolvenzen, Steuer­einbrüche und neue Staats­schulden ungekannter Dimension. Das alles haben wir schon. Doch im bisherigen Umfang sind das vermutlich nur die Vorbeben. Die eigentliche Krise kommt erst noch. Die Talsohle werden wir wohl kaum vor 2010 erreichen. Profis mit Hintergrund­wissen - wie dem letztjährigen Wirt­schafts­nobelpreis­träger Paul Krugman - ist mulmig zumute. Warum? Im Folgenden eine Auswahl an Daten und Fakten.


 © Gerd Altmann / Pixelio

Ausstehende Abschreibungen

Rund 1 Billion Dollar an faulen Privatimmobilien-Krediten haben die Banken bislang im Rahmen der sogenannten Subprime-Krise in ihren Bilanzen berücksichtigt, das heißt vom Eigenkapital abgeschrieben. Bereits diese Summe hat also ausgereicht, um die derzeitige Wirkung zu entfalten. Nach aktuellen Schätzungen des IWF müssen aber wohl insgesamt 4 Billionen Dollar vom Eigenkapital abgezogen werden. Und selbst diese Zahl wird im Laufe des Jahres sicherlich noch deutlich nach oben korrigiert. Bekannt ist beispielsweise, dass europäische Banken noch im Oktober 2008 Kredite im Rahmen von etwa 1,2 Billionen Euro nach Osteuropa und an die Türkei vergeben haben, von denen wohl kaum etwas zurück kommen wird. Außerdem werden auch die Zahlen des 6-Billionen-Dollar-Marktes für Gewerbe­immobilien-Kredite langsam bedenklich. An weitere Kreditblasen mag noch gar niemand denken. Denn das große Problem besteht darin, dass schon jetzt die abzuschreibenden Summen das übrige Eigenkapital des weltweiten Bankensystems erheblich überschreiten. Und ewig lassen sich Bilanzkorrekturen einfach nicht verschleppen. Unser gesamtes Finanzsystem ist also bankrott.

Zinsexplosion

Der Wirtschaftswissenschaftler und Finanzjournalist Alexander Czerny schreibt in seinem Artikel "Die wahren Ursachen der Finanz­krise", dass sich die Geldvermögen in den USA im Zuge des exponentiellen Zinswachstums aller 7 bis 11 Jahre verdoppeln. Das zeitliche Intervall, in dem die nächste Billion Dollar generiert wird, verkürzt sich dabei immer mehr:

"Nachdem die erste Billion 1977 nach einigen hundert Jahren Wachstum erreicht war, schaffte es die zweite Billion bereits 1984, nach nur 7 Jahren. Nach weiteren sechseinhalb Jahren waren dann 3 Billionen erreicht, nach weiteren sechs Jahren 4 Billionen (1997). Jede weitere Billion wächst in immer kürzeren Zeiträumen:

  • 5 Billionen nach nur 2 Jahren und 11 Monaten,
  • 6 Billionen nach nur 2 Jahren und 8 Monaten,
  • 7 Billionen nach nur 1 Jahr und 10 Monaten,
  • 8 Billionen nach nur 1 Jahr und 8 Monaten,
  • 9 Billionen nach nur 1 Jahr und 4 Monaten,
  • 10 Billionen nach nur 1 Jahr und 3 Monaten
  • 11 Billionen nach nur 4 Monaten (Dezember 2008)!!"

Führt man jene Rechnung spaßeshalber weiter, schrumpft der Abstand zur nächsten Billion voraussichtlich an einem Tag Mitte Mai erstmals auf Stunden, dann auf Minuten und schließlich auf Sekunden. Dass spätestens hier das reguläre, zins­basierte Geld­wachstum seine Grenzen hat, liegt auf der Hand.

Weitere Blasen

Bekanntlich ist 2007 die Blase der privaten Immobilienkredite geplatzt. Und weitere Kreditblasen, wie die vergleichsweise harmlose US-amerikanische Kreditkartenblase oder die oben schon erwähnte, kritische Blase der gewerblichen Immobilien­kredite stehen noch aus. Es gibt jedoch nicht nur Kreditblasen. Erwähnt sei hier die riesige, nicht zuletzt von den berüchtigten Hedgefonds erzeugte Derivatblase. Derivate - von Warren Buffet als "finanzielle Massen­vernichtungs­waffen" bezeichnet - sind spekulative Verträge mit Banken, die von ihrer Art her stark an Wetten erinnern. Besonders stechen im Augenblick die Credit Default Swaps (CDS) hervor. Diese Kredit-Derivate funktio­nieren etwa so:

Akteur A nimmt einen Kredit bei der Bank XY auf. Akteur B spekuliert darauf, dass Akteur A diesen Kredit nicht zurück zahlen wird. Deshalb schließt er mit der Bank XY einen CDS-Vertrag ab. Darin verpflichtet er sich, jährlich - sagen wir - 1 Prozent der Kreditsumme an die Bank zu zahlen. Zahlt Akteur A seinen Kredit wider Erwarten doch an die Bank XY zurück, hat die Bank dank des CDS-Vertrages einen zusätzlichen Gewinn erwirtschaftet. Kann Akteur A den Kredit wie gehofft nicht zurück zahlen, erhält Akteur B von der Bank XY einmalig einen Betrag in Höhe der Kreditsumme.

Platzt ein Kredit, blutet die Bank also letztlich doppelt. Was die CDS-Verträge mit einem von der Bundesregierung geschätzten, aktuellen Volumen von 40 Billionen Dollar im Zusammenspiel mit den rasant zunehmenden Kredit­ausfällen bewirken werden, lässt sich bisher kaum beurteilen (vgl. Financial Times). Die Rede ist dabei nur von dieser speziellen Form der Kredit-Derivate. Die Risiken anderer Derivate und Leerverkäufe auszuführen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Rückkopplungseffekte

Im Kontext der aktuellen Krise haben mittlerweile vor allem die von Großkonzernen dominierten Wirtschafts­zweige Schlagseite. Der unmittelbare Grund ist überwiegend ein Einbruch der Nachfrage. Die Folge sind Lohnkürzungen und Entlassungen. Wenn die Menschen aber weniger Geld in der Tasche haben, sinkt die Nachfrage nach vielen Produkten noch drastischer. Auf diese Weise setzt ein schwer zu unterbrechender Teufelskreis ein. Vergleichbare Effekte gibt es auch im Kreditwesen und bei den Steuereinnahmen.

Möglicher Dollarcrash

Nicht wenige Experten befürchten einen großen Börsen­krach, der in Kürze etliche Aktien­gesellschaften ruinieren könnte. Dem ließe sich wahrscheinlich mit dem rechtzeitigen Schließen der Börsen Einhalt gebieten. Relativ unabhängig davon wird aber schon seit Jahren in der Finanzwelt vor dem Hintergrund der astro­nomischen Staats­verschuldung der USA und dem notorischen US-Außen­handels­defizit über den wahrscheinlichsten Zeitpunkt eines plötzlichen, massiven Wertverlustes der US-Währung diskutiert. Doch noch nie in der Geschichte des Dollars wurden soviel zusätzliche Staatsschulden aufgenommen, noch nie soviel zusätz­liches (wertloses) Geld gedruckt. Mit anderen Worten: Noch nie war ein Dollarcrash so wahrscheinlich wie derzeit. Und nun beginnt die einstige Vorzeige­währung tatsächlich immer mehr zu wackeln. Ein Crash der Leitwährung wäre vermutlich imstande, ganze Volks­wirtschaften in die Knie zu zwingen. Und bereits Ende letzten Jahres - also noch bevor die Dollarpressen glühten - schrieb die Financial Times Deutschland:

"Die Anleger scheinen also tatsächlich zu glauben, dass der Fed die gewünschte Weginflationierung der Schulden miss­lingt. Und dass die wertlosen neuen Dollar die US-Währung nicht kollabieren lassen werden. Wenn man bedenkt, dass die Nettoersparnis der US-Gesamtwirtschaft schon im dritten Quartal, also noch bevor die Fiskalpolitik richtig losgelegt hat, auf einen annualisierten Wert von minus 249 Mrd. $ gefallen ist, wird einem da schlecht."

Staatsbankrotte

Im Zusammenhang mit der Finanzkrise und den milliardenschweren Konjunktur­programmen, die mit Hilfe monströser Staatsschulden finanziert wurden, taucht ein neues Schreckgespenst auf: Der Staatsbankrott. Zu diesem Thema hier ein sechsminütiger Beitrag des ARD-Magazins Plusminus vom 24. März 2009:

Zum Ansehen des hier hinterlegten Filmchens bedarf es eines aktuellen Flash-Plugins.

Autor: Root   
Thema:  Krise, Wirtschaft
Veröffentlicht: 10.04.2009, 15:31 Uhr

Donnerstag, 9. April 2009

Finanzkrise I: Hintergründe

Während die Ermittlungen im Krimi gewöhnlich schon recht bald ans Licht bringen, dass es der Gärtner war, erfährt die breite Öffentlichkeit bei Vorkommnissen in Politik und Wirtschaft selten die Wahrheit. So auch in diesem Fall. Ursache der Krise seien Irrtümer der Ratingagenturen und ein ungünstiges Belohnungs­system, das Bankmanager zu riskanten Investitionen mit hohen Renditen verleitete - eine sogenannte "Moral Hazard". Der Anlass: Eine unglückliche Kettenreaktion. Ein unvorhersehbarer Domino­effekt. Sich gegenseitig behindernde Aufsichtsbehörden. Kollektives Versagen. Man könne hier einfach keine konkreten Schuldigen und keine genauen Ursachen ausmachen. Schuld an der Misere seien alle - und auch wieder niemand. Außerdem sei jede Krise ja auch immer eine Chance. Unglücklicher Weise scheint diese Verschleierungs­taktik tatsächlich aufzugehen. Ja, jede Krise ist auch eine Chance. Fragt sich nur für wen.

Allgemein

Geld ist ein Gegenwert für Arbeit und als solcher ein legalisiertes Tauschmittel, das auch zur Wertaufbewahrung dienen soll. (vgl. Wikipedia) Jeglicher Umgang mit Geld, der nicht den eigentlichen Verwendungszwecken (Tauschen, Taxieren und Aufbewahren) dient, wird einem Finanzsystem - und damit auch einer Volkswirtschaft - auf lange Sicht zwangsläufig schaden. Insbesondere die Vermehrung von Geld ohne wertschöpfende Arbeit stellt langfristig eine ernste Gefahr für die Funktionsfähigkeit eines Geldsystems dar.

Was ist passiert?

Kurz zusammengefasst und stark vereinfacht: Die Bankguthaben der Großanleger wuchsen aufgrund des übermächtigen Zinseszins-Effektes und steigender Konzernprofite sprunghaft an. Das liegt unter anderem daran, dass die Gewinne der Großunternehmen gehortet wurden, statt sie z.B. in die Löhne der Mitarbeiter zu investieren. Um die zugesicherten Zinsen auf die riesigen Bankguthaben (Passiva) zahlen zu können und gleichzeitig profitabler zu werden, begannen die Banken kurzerhand, mehr und mehr Kredite zu vergeben (Aktiva). Dabei wurden sie immer waghalsiger und verliehen Geld schließlich einerseits im großen Stil untereinander, andererseits an Institutionen und Privatpersonen, die ihre Schulden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zurück zahlen konnten, nicht zuletzt in Form von zweitklassigen Immobilien­krediten (Subprime-Kredite). Die Schuld­verschrei­bungen (verbriefte Wertpapiere) dieser unsi­cheren Kreditnehmer wurden auf verschlungenen Wegen (CDOs) an andere Banken und private Anleger überteuert weiterverkauft. Dabei half die systematische Überschätzung der Rückzahlungs­wahr­scheinlichkeit dieser gefährdeten Kredite mithilfe von eigennützigen Ratingagenturen. Überdies gingen die Banken eine Art Wettverträge ein, bei denen sie im Falle der Zahlungsunfähigkeit von Kreditnehmern hohe Summen verloren (CDS).

Dies alles wurde durch zunehmend freizügigere Gesetze und Regelungen stark vereinfacht. Zusätzlich manipulierten und fälschten zahlreiche Banken auch noch ihre Bilanzen. Die korrupten Aufsichtsbehörden drückten beide Augen zu. Als schließlich doch auffiel, welche enormen Risiken mit den Schuldverschreibungen verbunden waren, wurden diese Papiere schnell unverkäuflich. Banken, die zuviel Geld in diese Schuldverschreibungen investiert hatten, konnten ihren finanziellen Verpflichtungen plötzlich nicht mehr nachkommen, wurden also insolvent. Oder sie gerieten unter das gesetzlich vorgeschriebene Eigenkapital-Minimum und mussten von der Bankenaufsicht geschlossen werden. So verloren nicht wenige Anleger bei den betreffenden Banken große Teile ihrer Vermögen. Zu den Anlegern gehörten wiederum andere Banken, die auf diesem Wege ebenfalls schwere Verluste erlitten.


© R.-T. Kühnle / Pixelio :: Bankkrise ;-)

Nebenbei sei erwähnt, dass man manche dieser teils kriminellen Vorgänge in den Papieren der deutschen Bankenaufsichtsbehörde BaFin nachvollziehen kann. Da überrascht es wenig, wenn Bayerns Ministerpräsident Seehofer die dank Informations­freiheits­gesetz bisher frei zugänglichen BaFin-Akten dringend für die Öffentlichkeit sperren möchte und dafür viel Rückhalt im Bundesrat findet.

Wie oben angerissen, hängt die jetzige Misere stark mit dem (von den Banken eingeführten) Zinseszins zusammen. Dieser oft als Naturgewalt dargestellte Zusammenhang allerdings wird konsequent ignoriert und verschwiegen. Aber was bedeutet eigentlich Zinseszins und worin besteht das Problem?

Erklärung: Zins und Zinsesszins

Vom Zinseszins spricht man, wenn die Zinsen auf Bankguthaben nicht ausbezahlt, sondern dem Guthaben hinzugefügt werden. Dadurch wächst das zu verzinsende Bankguthaben stetig weiter. Dieses Wachstum verläuft exponentiell. Eine exponentielle Zahlenreihe ist z.B. die folgende: 1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128, 256, 512, 1024. Dauerhaft exponentielles Wachstum wird meist funda­mental unterschätzt. Der ausgezeichneten Anschaulichkeit halber sei an dieser Stelle noch einmal auf das altbekannte Beispiel des sogenannten "Josephspfennigs" verwiesen:

Hätte Josef seinem Zögling Jesus im Jahr 1 ein Sparbuch zu fünf Prozent Jahreszins eröffnet und einen Pfennig eingezahlt, so wäre das Guthaben - Inflationen und Währungsreformen einmal ausge­klammert - bis zur Gegenwart auf eine Summe im Gegenwert von etwa 132 Milliarden Erdkugeln aus purem Gold angewachsen!

Dass exponentielles Wachstum nicht ewig anhalten kann, ist spätestens jetzt sicher jedem klar. Deshalb finden wir in der Natur exponentielles Wachstum meist auch nur zu Beginn eines Prozesses. Danach verlangsamt sich das Wachstum zusehends. Ein Finanzsystem, das - wie unser Zentralbankensystem - auf einem permanenten exponentiellen Wachstum von Vermögen und Schulden basiert, hat also automatisch ein eingebautes Verfallsdatum. In Anlehnung an das "Peak Oil" genannte globale Ölfördermaximum wird diesbezüglich auch immer häufiger von einem "Peak Credit" gesprochen, der etwa alle 60 bis 70 Jahre erreicht wird.

Links zum Thema:

Autor: Root   
Thema:  Krise, Wirtschaft
Veröffentlicht: 09.04.2009, 14:51 Uhr

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