Wenn der Kampf Reiskorn gegen Zahn im Krisenfall nicht plötzlich
zugunsten des Reises entschieden werden soll, braucht man eine
unabhängige Möglichkeit zum Kochen. Unabhängig heißt in diesem
Zusammenhang: Nicht angewiesen auf die öffentliche Strom- und
Gasversorgung. Welche Möglichkeiten gibt es dafür?
Ofen
Auf Kohleöfen mit einer gusseisernen Deckelplatte kann
man in aller Regel ganz gut kochen, wenn auch - aus Platzgründen -
meistens nur mit einem einzelnen Topf. Wer ohnehin einen solchen Ofen
nutzt, oder gar einen guten alten Küchenherd mit Holzfeuerung sein Eigen
nennt (Schornsteinanschluss prüfen lassen!), muss also nach einem
erfolgreichen Probelauf nur noch das nötige Brennmaterial besorgen.
Einziger Haken: Im Hochsommer kommt man beim Kochen ganz schön ins
Schwitzen.
Propangaskocher
Wer im Fall der Fälle zumindest auf 2 Flammen
ungestört weiter kochen will wie gewohnt, für den ist ein
Propangaskocher die optimale Lösung. Doch Vorsicht: Die meisten
Campingkocher für Propangasflaschen sind aus Sicherheitsgründen nicht
für Innenräume zugelassen (DIN EN 30). Da mit dem explosiven Gas nicht
zu spaßen ist, sollte man sich besser an die Vorgaben halten und mit
Campingkochern ohne Zulassung für geschlossene Räume tatsächlich nur im
Freien oder im Zelt kochen. Einer der vernünftigsten Herde mit
Innen-Zulassung scheint der weiße
"Camping
Kitchen Haushaltskocher" von Campingaz zu sein. Er schlägt
allerdings mit rund 100 Euro zu Buche. Dazu käme dann noch der externe
Druckminderer für 6 bis 7 Euro. Wer einen alten Erdgasherd im Keller
stehen hat, kann aber vielleicht auch den kostengünstig auf Propangas
umrüsten lassen.
© magicpen / Pixelio :: Propangaskocher
Gekocht werden kann gleichermaßen mit Propan oder dem etwas
leistungsstärkeren Butan. Butan macht allerdings bei Temperaturen unter
5ºC langsam schlapp. Die meist kleineren Butanflaschen sind gewöhnlich
blau, Propangasflaschen normalerweise rot (Pfandflaschen) oder grau
(Eigentumsflaschen). Daneben gibt es bei manchen Gashändlern noch
halbtransparente Kunststoffflaschen. Die sind teurer, rosten aber dafür
nicht, sind deutlich leichter, und man kann ohne weiteres sehen, wieviel Gas sich
noch in der Flasche befindet. Um den ungefähren Füllstand zu ermitteln,
muss man sich bei den undurchsichtigen Metallflaschen dagegen schon mit nicht besonders
zuverlässigen
Gasstandsanzeigern
oder einer Waage herumschlagen. Generell würde ich Pfandflaschen den
Vorzug geben, da man sich dann nicht selbst um die Wartung zu kümmern
braucht.
Achtung: Butan- und Propangasflaschen dürfen auf keinen Fall unter
Erdniveau (also z.B. im Keller) gelagert oder betrieben werden! Diese
Gase sind schwerer als Luft. Wenn sie aus einer undichten oder schlecht
zugeschraubten Flasche entweichen und selbst bei geöffneten Türen oder
Fenstern nicht abziehen können, sammeln sie sich. Knipst man dann das
Kellerlicht an, hebt sich gleichzeitig das ganze Haus kurz an.
Pflanzenölkocher
Im April 2006 hat BSH einen mobilen Pflanzenölkocher namens
Protos
vorgestellt, der mit herkömmlichem Speiseöl betrieben wird. Er wurde jedoch
für den Einsatz auf den Philippinen entwickelt und ist in Deutschland bislang noch
immer nicht erhältlich.
Outdoorkocher: allgemein
Diese meist einflammige, auf kleines
Packmaß und geringes Gewicht getrimmte Kocherklasse aus dem Outdoorladen
ist für den Gebrauch im Freien oder im Wohnzelt konzipiert. Das Kochen im Hinterhof,
auf der Terrasse oder im Garten kann bei Kälte und Regen allerdings etwas
ungemütlich werden. Für dieses Variante sollte man also schon ein bisschen
Abenteuerlust aufbringen.
Outdoorkocher: Gas
Am saubersten und unkompliziertesten kocht
es sich mit
Gaskartuschen.
Einen Kartuschenkocher kann man im Notfall sogar auf eine feuerfeste
Unterlage stellen und unter Aufsicht in der Wohnung betreiben.
Allerdings muss man sich auch mit genügend Kartuschen bevorraten. Und
die sind nicht ganz billig. Wichtig zu wissen ist, dass es - von einigen
Exoten abgesehen - drei verbreitete, untereinander nur per Adapter
kompatible Kartuschensysteme gibt: Stechkartuschen,
Bajonettkartuschen und Schraubkartuschen. Interessant ist darüber
hinaus, dass der Gasdruck bei Temperaturen unter 0ºC meist schwächelt
und die Kartusche einer vorherigen Aufwärmaktion bedarf.
Outdoorkocher: Spiritus
Alkohol- bzw. Spirituskocher sind
wartungsfrei und billig im Betrieb, stellen aber dafür (selbst auf einer
feuerfesten Unterlage) eine gewisse Gefahr beim Kochen in der Wohnung
dar. Hier sollte man nach draußen ausweichen. Außerdem ist zu bedenken,
dass die meisten Spirituskocher ohne Druck arbeiten und die Zubereitung
eines normalen Mittagessens daher zur Geduldprobe werden kann. (Dasselbe
gilt in noch höherem Maße für Trockenbrennstoff-Kocher, die mit Esbit,
Spiritusgel, Brennpaste o.ä. befeuert werden.) Einen ziemlich
brauchbaren Spiritusbrenner kann man sich übrigens auch selbst bauen
(vgl. Pluennenkreuzer.de
und Vivalranger.com).
Achtung: Niemals einen noch heißen oder gar brennenden Spirituskocher
nachfüllen! Andernfalls riskiert man eine explosive Stichflamme, die in
Einzelfällen schon tödliche Folgen hatte. Wenn das Kochen nicht
unterbrochen werden soll, lieber einen Zweitbrenner in Betracht ziehen!
Outdoorkocher: Benzin & Co.
Diesel-, Kerosin-, Petroleum-
und Benzinkocher sind eher etwas für hartgesottene Zeitgenossen mit
technischen Verständnis und Freude am Basteln. Beim Betanken holt man
sich schnell Stinkefinger und auch im Betrieb stänkert und rußt der
Kocher vor sich hin. Zwar kann man diese Nebenerscheinungen mit
gereinigtem Brennstoff aus dem Outdoorladen deutlich verringern. Doch um
die regelmäßige Düsenreinigung und eine gelegentliche Generalreinigung,
bei der man den Kocher komplett auseinander schraubt, kommt man dennoch
nicht herum. Außerdem verbietet sich das Kochen in Innenräumen. Schon
der Geruch und die Möglichkeit einer plötzlichen Stichflamme allein
wären ausreichende Argumente dagegen. Doch zudem sind die Abgase auch
noch giftig. Vorteil: Treibstoffnachschub ist vergleichsweise einfach
und billig zu beschaffen. Berücksichtigen sollte man aber, dass die
Brennstofflagerung in der Wohnung ein Sicherheitsrisiko darstellt und
mit Kindern im Haushalt eher ausscheidet. Beim Kauf eines solchen
Kochers bitte gewissenhaft über die verwendbaren und empfohlenen
Brennstoffe informieren!
Outdoorkocher: Verbrauch
Wieviel
Brennstoff
man verbraucht,
variiert natürlich abhängig von Kochgewohnheiten, Topfgröße,
Deckelbenutzung, Wind(schutz), Lufttemperatur, Wassertemperatur
und Kochermodell ganz erheblich. Man sollte deshalb den ungefähren Bedarf an
Gaskartuschen, Spiritus oder Benzin selbst ermitteln. Hier dennoch ein
grober, eher reichlicher Richtwert für eine Person, die jeden Tag eine
warme Mahlzeit zubereitet (nicht nur aufwärmt) und zweimal Tee kocht. Zu
beachten ist dabei, dass eine zweite Person den Verbrauch nicht
verdoppelt. Ich würde für 2 Personen, die gemeinsam kochen, höchstens 1½
mal soviel Brennstoff rechnen wie für 1 Person.
jeweilige Brennstoffmenge für 1 Person für 30 Tage
Brennstoff für Campingkocher
|
Butan/Propan (70/30)
|
4000
|
Gramm
|
Spiritus (94%)
|
7,5
|
Liter
|
Benzin oder Petroleum (gereinigt)
|
4,5
|
Liter
|
Holzfeuer
Wer sich keinen Kocher zulegen mag, der kann
vielleicht an einem dafür geeigneten Plätzchen auf einem Holzfeuer
kochen. Schichtet man gröbere Scheite flach und regelmäßig, lässt sich
ein Kochtopf aus Edelstahl direkt auf dem brennenden Holz abstellen. Das
funktioniert selbstverständlich auch im offenen Kamin.
Der Topf wird beim Kochen über Holz außen freilich sehr schwarz. Die Regel lautet:
Je feuchter das Holz, umso schwärzer der Topf. Harziges Holz tut ein Übriges. Wer
seinen Topf danach wieder sauber bekommen möchte, der sollte den oft pechhaltigen Ruß
vor dem Abwasch zunächst mit Speiseöl lösen. Oder den Topf noch vor dem Kochen
außen mit Seife einreiben.
Achtung: Kein Holzfeuer in geschlossenen Räumen ohne direkten Rauchabzug
entfachen! Da lauert nämlich schon eine gefährliche
Rauchvergiftung
unterm Sofa.
Hobo-Ofen
Mit wesentlich weniger Holz kommt man aus, wenn man sein Essen auf einem
Hobo-Ofen zubereitet. Diese erstaunlich effizienten Holzkocher sind eine
Erfindung amerikanischer Wanderarbeiter. Sie lassen sich selbst noch mit
feuchten Holzstückchen und Kiefernzapfen betreiben. Hobo-Öfen
kann man in einer faltbaren Version (z.B.
Outreq WK15 oder
Künzi Magic Flame)
für ziemlich viel Geld im Outdoorgeschäft
erwerben oder in wenigen Minuten aus einer großen, stabilen Konservendose
selbst zurecht schneiden. Wie man das anstellt, wird auf
Scout-o-wiki.de
recht anschaulich erklärt.
Gulaschkanone
Ausschließlich für den Außeneinsatz eignet sich eine
Gulaschkanone.
Sie ist zwar vor allem für die Zubereitung von Suppen und Glühwein bekannt,
doch im Grunde kann darin alles gekocht werden. Von ihrer Konzeption her taugt sie
allerdings oft nicht zum Braten und ist daher wesentlich weniger universell als die
meisten anderen Kochgelegenheiten. Beheizt wird eine konventionelle Gulaschkanone
mit Holz oder ähnlichen brennbaren Naturmaterialien.
Grill
Sogar der gemeine Holzkohlegrill taugt als improvisierter Herd. Auf dem Rost
lässt sich neben Fleisch, Wurst und Fladenbrot auch Fisch äußerst
schmackhaft garen. Damit er nicht durchs Gitter fällt, unterlegt man ihn mit
geölter Alufolie. Und wenn danach noch genügend Hitze übrig ist,
stellt man den Topf mit Kartoffeln direkt auf die Glut. Natürlich muss man
sich dafür rechtzeitig um einen größeren Vorrat an Holzkohle kümmern
und ihn trocken einlagern. Achtung: Auch glühende Holzkohle entwickelt oft
Kohlenmonoxid
und gehört wegen drohender Vergiftungen nach draußen.
Backofen
Soll das Backen von Brot, Kuchen, Aufläufen etc. im
Krisenfall nicht zum Problem werden, können Gartenbesitzer im Vorhinein
über den Bau eines
Außenbackofens
nachdenken. Doch auch bei akutem Bedarf lässt sich mit einer Sammlung
Ziegel oder Steine noch ein ziemlich brauchbarer Behelfsbackofen
errichten. Bauanleitungen dafür findet man in den meisten guten
Survival-Büchern (mehr zum Thema Bücher später in einem eigenen Artikel).
Solarofen
Wenn man in sein Auto steigt, nachdem man es für eine halbe Stunde in der
prallen Sommersonne geparkt hatte, kann man es sich lebhaft vorstellen: Auch mit
normalem Sonnenlicht lässt sich im Sommer bei günstigem Wetter kochen.
Dazu braucht es nicht viel außer Kartons, schwarzer Wandfarbe, Alufolie und etwas
Bastelfreude. Die erreichbaren Temperaturen liegen normalerweise zwischen
100 und 120ºC. Bauanleitungen findet man z.B. unter
Solarcooking.org oder
Landeshajk.de
Danke für den Tipp, Andreas!