Freitag, 25. Februar 2011
Unkaputtbarer Guttenberg
Auf dem Weg zu seinem Posten als Wirtschaftsminister lügt er sich seinen beruflichen Werdegang umfassend zurecht. Als Verteidigungsminister lügt er über seinen Wissensstand bei der Kundus-Affäre und feuert zur Ablenkung andere. Wenig später versucht er mit illegalen Mitteln, Deutschland tiefer in den Afghanistankrieg zu treiben. Nun stellt sich auch noch heraus, dass Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Doktorgrad mit Betrügereien erschlichen hat. Doch fast scheint es, als könne dem CSU-Politiker nichts ernsthaft Schaden zufügen. Unter dem Titel "Jeder andere wäre abgestürzt" veröffentlichte die Tagesschau ein Interview über unseren Kriegsminister zu Guttenberg mit dem Sozialpsychologen Ulrich Sollmann. Im Vorspann ist zu lesen:
"Der Doktortitel wurde ihm entzogen. Verteidigungsminister zu Guttenberg hat große Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben. Das ist Betrug. In den Umfragen aber ist der Minister nach wie vor beliebt wie kein anderer. Wie funktioniert das »System Guttenberg« eigentlich? »Er ist das, was man ein Idol nennt«, sagt Sozialpsychologe Sollmann im Interview mit tagesschau.de. Um Glaubwürdigkeit gehe es gar nicht."
Da war er wieder, der magische Hinweis auf die positiv verlaufenen Meinungsumfragen, der zuverlässig an jeder kniffligen Stelle in Guttenbergs Karriereverlauf durch die Mainstream-Medien geistert. Was muss man tun, um zufällig immer zum richtigen Zeitpunkt tolle Umfrage-Ergebnisse zu erhalten, seien sie nun gepusht, frisiert oder gleich frei erfunden?
Wer wissen möchte, wie ein politisches Bad im Drachenblut heute aussieht, dem empfehle ich das Guttenberg-Dossier Teil 1 und Teil 2 von Friederike Beck. Es stammt schon aus dem Jahre 2009, setzt sich u.a. mit Guttenbergs Mitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und seine Aufnahme in die Atlantik-Brücke auseinander und hat an Aktualität nichts eingebüßt.
Unterhaltsam ist der Kommentar des Fraktionsvorsitzenden der schleswig-holsteinischen FDP gegenüber der Leipziger Volkszeitung:
"»Die öffentliche und politische Aufarbeitung der Promotions-Affäre ist für alle beteiligten Seiten unangemessen. Deshalb muss die Bundeskanzlerin eingreifen. Ich bitte Angela Merkel, den Minister zum eigenen Schutz und aus Respekt vor dem Amt des Verteidigungsministers abzuberufen, bis die Vorwürfe gegen Herrn zu Guttenberg endgültig aufgeklärt sind.«
Kubicki empfahl dabei der Regierungschefin sich ein Beispiel am eigenen Handeln des Verteidigungsministers zu nehmen, als der sich in die Aufklärung der Vorgänge um einen tödlichen Zwischenfall auf dem Segelschulschiff der Bundesmarine eingeschaltet habe. »Herr zu Guttenberg hat den Kapitän der 'Gorch Fock' kurzerhand und vorübergehend abberufen bis zur Aufklärung der Vorwürfe. Er hat das als Chefsache begriffen. Gleiches erwarte ich nun von der Bundeskanzlerin«, meinte Kubicki."
Links zum Thema:
- Volker Pispers über Guttenbergs Doktortitel
- Aktuelle Umfrage-Ergebnisse zu Guttenberg
- Prof. Lepsius: »Wir sind einem Betrüger aufgesessen«
- Als ein Plagiat das Karriere-Aus in der CDU bedeutete
- Die Hauptsache verschwindet hinter dem Getöse
- Die Guttenberg-Affäre als Initiationsritual
- Guttenberg-Fangruppe auf Facebook suspekt