Donnerstag, 19. Februar 2009
Die Herren des Wetters
Von Zeit zu Zeit wird in Deutschland wegen der seit Jahren immer wieder auftauchenden, riesigen "Geisterwolken" darüber gerätselt und spekuliert, ob geheim gehaltene Wetterexperimente stattfinden oder nicht. Melden sich Augenzeugen mutmaßlicher Tests zu Wort, wird von offizieller Seite fleißig dementiert, abgewiegelt und ausgewichen. Purer Zufall, dass zur selben Zeit in der Nähe meist irgendwelche militärischen Flugmanöver stattfinden. Wird dieses völlige Dementi doch zu fadenscheinig, verweist man auf die Ausbringung von Düppeln - kleine, leitfähige Fasern, die kurzfristig das gegnerische Radar blenden sollen, um den genauen Aufenthaltsort eines Militärflugzeuges zu verschleiern. Dass diese Erklärung in Anbetracht der Großräumigkeit und der erstaunlich langen Standzeit jener auf dem Wetterradar beobachteten Phänomene ziemlich absurd ist, stört die Bundeswehrsprecher dabei wenig. Die aus guten Gründen von Meteorologen ins Gespräch gebrachten Wetterexperimente jedenfalls seien nichts als Science Fiction.
Hiezulande wird von den Verantwortlichen in Zweifel gezogen, dass eine Beeinflussung des Wetters überhaupt möglich ist. Merkwürdig nur, dass China unterdessen nach eigenen Aussagen zum zweiten Mal binnen eines Jahres das Wetter beeinflusst. Als Gegenmaßnahme zu der verheerenden Dürreperiode, die seit November letzten Jahres in einigen nördlichen und östlichen Landesteilen herrscht, brachte man am Dienstag mithilfe von 28 Wetterraketen Silberjodid in die Wolken aus, um damit dringend nötige Niederschläge zu provozieren. Seitdem fällt immer mehr Schnee in Peking - zur Überraschung der dortigen Einwohner (vgl. Kurier). Das Wetter ist eben auch nicht mehr das, was es einmal war.
Schwer vorstellbar, dass unsere Wissenschaftler und Militärs nicht auf die weitere Erforschung solcher Technologien brennen, die u.a. schon in den 60er Jahren Anwendung im Vietnamkrieg fanden, und die auch (mit umstrittenem Erfolg) von unseren deutschen Hagelfliegern eingesetzt werden. "Was möglich scheint, muss auch probiert werden!", so lautet doch die inoffizielle Forschungsdevise.
Allerdings verbietet die 1978 in Kraft getretene ENMOD-Resolution der UN die großflächige Umweltbeeinflussung zu feindseligen Zwecken, und auch das erste Zusatzprotokoll zu den Genfer Konventionen untersagt einen großräumigen Umwelteingriff als Kriegsstrategie.
Wenn derartige Tests in Deutschland trotz deutlicher Indizien geleugnet werden, verheißt das folglich nichts Gutes. Vermutlich geht es um den verbotenen militärischen Einsatz. Und sicherlich ist man sich im Klaren darüber, dass solcherlei Klimaspielchen auf wenig Gegenliebe in der Bevölkerung stießen.
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