Mittwoch, 2. Mai 2007
Venezuela verstaatlicht seine Ölquellen
15% ihres Ölbedarfs decken die USA mit Lieferungen aus Venezuela. Damit ist dieses Land der drittgrößte Öl-Lieferant der Vereinigten Staaten. Bisher war das venezolanische Öl unter der Kontrolle internationaler Konzerne. Doch gestern hat der in den USA vielfach als linksradikaler Diktator dargestellte Staatspräsident Venezuelas, Hugo Chávez, ganz gemein die Ölfelder im Orinoko-Becken seines Landes verstaatlicht. Damit dürfte Venezuela wohl bald zur Achse des Bösen gehören. Schon 2005 forderte der US-amerikanische Fernsehprediger Pat Robertson die Ermordung des venezolanischen Staatsoberhauptes. Der amerikanische Kriegsminister Donald Rumsfeld kommentierte diese Forderung allerdings mit dem Hinweis, "seine Abteilung tue so etwas nicht". Und damit hat er recht. Für solche Aktionen ist nämlich die CIA zuständig.
Nach den zahlreichen medialen Hetzkampagnen der letzten Jahre mochte ich allerdings kaum glauben, was ich heute in den Nachrichten las: Chávez enteignete die Ölmultis nicht etwa, sondern kaufte 60% der Anteile. Nun will er in einem Jointventure mit Total, Chevron Texaco, British Petroleum, Veba Oel und Co. von deren Know-how im Ölgeschäft mitprofitieren und die Staatseinnahmen aus der venezolanischen Ölförderung erhöhen. Unerhört!
Hier spaßeshalber mal zwölf Dinge, die Hugo Chávez von George W. Bush unterscheiden:
- Sohn eines Dorfschullehrers
- drückte sich nicht vor der Armee
- konnte sich seinen Studienabschluss nicht kaufen
- verfügt über gute Kenntnisse der Weltgeographie
- wurde demokratisch gewählt
- hat Ideale
- engagiert sich für die armen Bevölkerungsgruppen
- unterstützt basisdemokratische Initiativen
- verlangt wahrheitsgemäße Berichterstattung der Medien
- handelt weitsichtig
- unterstützt keine antidemokratischen Putschversuche
- zettelte bisher keine Kriege an
Wer sich weiter für dieses Thema interessiert, dem empfehle ich übrigens den Dokumentarfilm "Chávez - ein Staatstreich von innen". Dort geriet ein irisches Fernsehteam 2002 versehentlich mitten in den von Spanien und den USA unterstützten Putschversuch der Chávez-Gegner. Ebenfalls sehr aufschlussreich ist der aus dem Französischen übersetzte Zeitungsartikel über Hugo Chávez der es leider nicht in die deutsche Ausgabe der Monatszeitung Le Monde diplomatique geschafft hat.