Donnerstag, 26. März 2009

Die trügerische Sicherheit des DNA-Tests

Bisher wurden DNA-Tests als nahezu unfehlbar eingestuft und galten in der Beweisführung vor Gericht meist als absolutes Totschlag­argument. Wurde der "genetische Fingerabdruck" eines Angeklag­ten am Ort des Verbrechens gefunden, dann war der Beschuldigte eben vor Ort. Die theoretische Möglichkeit, dass auch - absichtlich oder zufällig - eine falsche DNA-Spur gelegt werden kann, blieb in der behördlichen Praxis eher eine belächelte Hypothese. Die deutsche und österreichische Polizei hat sie nun allerdings sehr eindrucksvoll belegt.

Rund 40 Verbrechen - darunter mehrere Morde - wurden aufgrund von DNA-Analysen einer unbekannten Frau zur Last gelegt, die vor allem 2007 durch einen Polizistenmord in Heilbronn Schlagzeilen machte. (vgl. Die Zeit) Trotzdem man eine Belohnung von 300.000 Euro auf ihre Ergreifung aussetzte und ihr sechs Sonderkommis­sionen und über 100 Kriminalisten seit 15 Jahren europaweit auf der Spur sind, wollte sie sich einfach nicht finden lassen. Nun zeigt sich, dass man die Schwerverbrecherin die ganze Zeit über am völlig falschen Ort gesucht hatte. Sie hielt sich nämlich nicht etwa im Umkreis der Tatorte auf, sondern versteckte sich allem Anschein nach in einer Produktionsanlage für Wattestäbchen. Und zwar jener Wattestäbchen, mit denen die Ermittler die DNA-Proben jeweils aufnahmen. So lüftet sich nun auch das Geheimnis um einen vermissten syrischen Asylbewerber, dessen DNA merkwürdiger Weise mit der DNA der Serientäterin übereinstimmte. Es waren wohl just die gleichen Ohrtupfer im Spiel.

Drei Fragen drängen sich in diesem Zusammenhang auf:

  1. Wieviele Vaterschaftstests verunsicherter Ehemänner fielen nur deshalb negativ aus, weil die benutzten DNA-Proben verunreinigt waren?
  2. Gibt es eigentlich irgendein wirksames Mittel gegen den naiven Fortschrittsglauben von Polizei und Justiz?
  3. Bekommt man jetzt tatsächlich jene 300.000 Euro Beloh­nung, wenn man die Phantomfrau an ihrem langjährigen Arbeitsplatz in flagranti mit einem Wattestäbchen in der Hand ertappt und der Polizei meldet?

Links zum Thema (Update):

Autor: Root   
Thema:  Recht
Veröffentlicht: 26.03.2009, 23:48 Uhr

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