Mittwoch, 23. Dezember 2009

Die Finanzkrise Ende 2009 - Zwischenbericht

Ist die Krise einigermaßen ausgestanden? Oder steht uns das Schlimmste noch bevor? Die Unsicherheit ist groß. Auch unter wirklichen Experten. Von den als Experten bezeichneten Medien­hampel­männern ganz zu schweigen. Mir bietet sich momentan folgendes Bild: Die Kette der Bankenpleiten reißt nicht ab, wenn es auch kein zweites Kreditinstitut mit solchen Tentakeln wie Lehmann erwischt hat. Wohl nicht zuletzt, weil weitere verheerende Pleiten diesen Kalibers mit Hilfe der Steuer­einnahmen der nächsten Jahr­zehnte abgebogen wurden. Doch die Bilanzen sind selbst nach sehr optimistischen Schätzungen maximal zur Hälfte um die Schrott­papiere bereinigt. Mindestens die Hälfte lauert also noch hinter der staatlich sanktionierten Bilanzfälschung. Die Dubaikrise zeigt ein­drücklich, dass jederzeit weitere Blasen platzen können. In Europa versuchen sich derzeit Länder wie Island, Bulgarien, Lettland und das zur Euro-Zone gehörende Griechenland am Staatsbankrott vorbei zu hangeln. Mit Spanien, Portugal, Irland und Italien sind ihnen weitere Euro-Staaten auf den Fersen. Das könnte für einen Domino-Effekt sorgen.

Die Wirtschaft hat sich nivelliert. Die einen reden von einer leichten Erholung, die anderen betrachten es als einen Ausgleich zur vorherigen Überreaktion auf die plötzlichen Nachfrage­einbrüche. In jedem Fall muss mit einer steigenden Inflation gerechnet werden. Für den Euro erwarten viele auf längere Sicht eine Inflationsrate um die 5%. Doch seitdem in Deutschland 14 nigel­nagelneue Bank­noten­maschinen be­stellt wur­den, mehren sich wieder die Gerüchte um eine drohende Hyper­inflation. Und dank der enormen Nachfrage nach Edel­metallen zur Vermögens­sicherung sollen mittlerweile sogar schon getürkte Goldbarren mit Wolfram­kern in Umlauf sein.

Die kurzfristigen Prognosen driften auseinander. Die Optimisten deuten die momentan ruhige Lage als Talsohle der Krise. Die Pessimisten erwähnen Tsunami-Effekte: Zuerst ein fernes Beben (Bankencrash 2008), im Anschluss zieht sich das Meer zurück (scheinbare Erholung). Und dann bricht die Flut los. Die mittel­fristigen Prognosen bestehen folgerichtig entweder in einer längeren "Stagflation" oder einer Wirtschaftskrise, die sich gewaschen hat (Pardon für dieses etwas makabere Wortspiel). Die ernst­zunehmenden Langzeit­prognosen zeichnen geschlossen das Bild von einem unum­gänglichen Wandel. Warum? Ich will es einmal mit den ironischen Worten eines Volker Pispers formulieren:

"Wie bekämpft man eine Krise, die durch das Platzen einer riesigen Schuldenblase entstanden ist? Indem man neue Schulden macht, oder?"

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Autor: Root   
Thema:  Krise, Wirtschaft
Veröffentlicht: 23.12.2009, 09:21 Uhr

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