Donnerstag, 23. April 2009

Vorsorge: 6. Kochen

Wenn der Kampf Reiskorn gegen Zahn im Krisenfall nicht plötzlich zugunsten des Reises entschieden werden soll, braucht man eine unabhängige Möglichkeit zum Kochen. Unabhängig heißt in diesem Zusammenhang: Nicht angewiesen auf die öffentliche Strom- und Gasversorgung. Welche Möglichkeiten gibt es dafür?

Ofen

Auf Kohleöfen mit einer gusseisernen Deckelplatte kann man in aller Regel ganz gut kochen, wenn auch - aus Platzgründen - meistens nur mit einem einzelnen Topf. Wer ohnehin einen solchen Ofen nutzt, oder gar einen guten alten Küchenherd mit Holzfeuerung sein Eigen nennt (Schornstein­anschluss prüfen lassen!), muss also nach einem erfolgreichen Probelauf nur noch das nötige Brennmaterial besorgen. Einziger Haken: Im Hochsommer kommt man beim Kochen ganz schön ins Schwitzen.

Propangaskocher

Wer im Fall der Fälle zumindest auf 2 Flammen ungestört weiter kochen will wie gewohnt, für den ist ein Propangaskocher die optimale Lösung. Doch Vorsicht: Die meisten Campingkocher für Propangasflaschen sind aus Sicherheits­gründen nicht für Innenräume zugelassen (DIN EN 30). Da mit dem explosiven Gas nicht zu spaßen ist, sollte man sich besser an die Vorgaben halten und mit Campingkochern ohne Zulassung für geschlossene Räume tatsächlich nur im Freien oder im Zelt kochen. Einer der vernünftigsten Herde mit Innen-Zulassung scheint der weiße "Camping Kitchen Haushalts­kocher" von Campingaz zu sein. Er schlägt allerdings mit rund 100 Euro zu Buche. Dazu käme dann noch der externe Druckminderer für 6 bis 7 Euro. Wer einen alten Erdgasherd im Keller stehen hat, kann aber vielleicht auch den kostengünstig auf Propangas umrüsten lassen.


© magicpen / Pixelio :: Propangaskocher

Gekocht werden kann gleichermaßen mit Propan oder dem etwas leistungsstärkeren Butan. Butan macht allerdings bei Temperaturen unter 5ºC langsam schlapp. Die meist kleineren Butanflaschen sind gewöhnlich blau, Propangas­flaschen normalerweise rot (Pfand­flaschen) oder grau (Eigentums­flaschen). Daneben gibt es bei manchen Gashändlern noch halbtransparente Kunststoff­flaschen. Die sind teurer, rosten aber dafür nicht, sind deutlich leichter, und man kann ohne weiteres sehen, wieviel Gas sich noch in der Flasche befindet. Um den ungefähren Füllstand zu ermitteln, muss man sich bei den undurchsichtigen Metallflaschen dagegen schon mit nicht besonders zuverlässigen Gasstands­anzeigern oder einer Waage herumschlagen. Generell würde ich Pfandflaschen den Vorzug geben, da man sich dann nicht selbst um die Wartung zu kümmern braucht.

Achtung: Butan- und Propangas­flaschen dürfen auf keinen Fall unter Erdniveau (also z.B. im Keller) gelagert oder betrieben werden! Diese Gase sind schwerer als Luft. Wenn sie aus einer undichten oder schlecht zugeschraubten Flasche entweichen und selbst bei geöffneten Türen oder Fenstern nicht abziehen können, sammeln sie sich. Knipst man dann das Kellerlicht an, hebt sich gleichzeitig das ganze Haus kurz an.

Pflanzenölkocher

Im April 2006 hat BSH einen mobilen Pflanzenölkocher namens Protos vorgestellt, der mit herkömmlichem Speiseöl betrieben wird. Er wurde jedoch für den Einsatz auf den Philippinen entwickelt und ist in Deutschland bislang noch immer nicht erhältlich.

Outdoorkocher: allgemein

Diese meist einflammige, auf kleines Packmaß und geringes Gewicht getrimmte Kocherklasse aus dem Outdoor­laden ist für den Gebrauch im Freien oder im Wohnzelt konzipiert. Das Kochen im Hinterhof, auf der Terrasse oder im Garten kann bei Kälte und Regen allerdings etwas ungemütlich werden. Für dieses Variante sollte man also schon ein bisschen Abenteuerlust aufbringen.

Outdoorkocher: Gas

Am saubersten und unkompli­ziertesten kocht es sich mit Gaskartuschen. Einen Kartuschen­kocher kann man im Notfall sogar auf eine feuerfeste Unterlage stellen und unter Aufsicht in der Wohnung betreiben. Allerdings muss man sich auch mit genügend Kartuschen bevorraten. Und die sind nicht ganz billig. Wichtig zu wissen ist, dass es - von einigen Exoten abgesehen - drei verbreitete, untereinander nur per Adapter kompatible Kartuschen­systeme gibt: Stech­kartuschen, Bajonett­kartuschen und Schraub­kartuschen. Interessant ist darüber hinaus, dass der Gasdruck bei Temperaturen unter 0ºC meist schwächelt und die Kartusche einer vorherigen Aufwärmaktion bedarf.

Outdoorkocher: Spiritus

Alkohol- bzw. Spirituskocher sind wartungsfrei und billig im Betrieb, stellen aber dafür (selbst auf einer feuerfesten Unterlage) eine gewisse Gefahr beim Kochen in der Wohnung dar. Hier sollte man nach draußen ausweichen. Außerdem ist zu bedenken, dass die meisten Spirituskocher ohne Druck arbeiten und die Zubereitung eines normalen Mittagessens daher zur Geduldprobe werden kann. (Dasselbe gilt in noch höherem Maße für Trockenbrennstoff-Kocher, die mit Esbit, Spiritusgel, Brennpaste o.ä. befeuert werden.) Einen ziemlich brauchbaren Spiritusbrenner kann man sich übrigens auch selbst bauen (vgl. Pluennenkreuzer.de und Vivalranger.com).

Achtung: Niemals einen noch heißen oder gar brennenden Spiritus­kocher nachfüllen! Andernfalls riskiert man eine explosive Stich­flamme, die in Einzel­fällen schon tödliche Folgen hatte. Wenn das Kochen nicht unterbrochen werden soll, lieber einen Zweit­brenner in Betracht ziehen!

Outdoorkocher: Benzin & Co.

Diesel-, Kerosin-, Petroleum- und Benzinkocher sind eher etwas für hartgesottene Zeitgenossen mit technischen Verständnis und Freude am Basteln. Beim Betanken holt man sich schnell Stinkefinger und auch im Betrieb stänkert und rußt der Kocher vor sich hin. Zwar kann man diese Neben­erscheinungen mit gereinigtem Brennstoff aus dem Outdoorladen deutlich verringern. Doch um die regelmäßige Düsenreinigung und eine gelegentliche Generalreinigung, bei der man den Kocher komplett auseinander schraubt, kommt man dennoch nicht herum. Außerdem verbietet sich das Kochen in Innenräumen. Schon der Geruch und die Möglichkeit einer plötzlichen Stichflamme allein wären ausreichende Argumente dagegen. Doch zudem sind die Abgase auch noch giftig. Vorteil: Treibstoff­nachschub ist vergleichsweise einfach und billig zu beschaffen. Berücksichtigen sollte man aber, dass die Brennstoff­lagerung in der Wohnung ein Sicherheits­risiko darstellt und mit Kindern im Haushalt eher ausscheidet. Beim Kauf eines solchen Kochers bitte gewissenhaft über die verwendbaren und empfohlenen Brennstoffe informieren!

Outdoorkocher: Verbrauch

Wieviel Brennstoff man verbraucht, variiert natürlich abhängig von Kochgewohnheiten, Topfgröße, Deckel­benutzung, Wind(schutz), Lufttempe­ratur, Wasser­temperatur und Kochermodell ganz erheb­lich. Man sollte deshalb den ungefähren Bedarf an Gaskartuschen, Spiritus oder Benzin selbst ermitteln. Hier dennoch ein grober, eher reichlicher Richtwert für eine Person, die jeden Tag eine warme Mahlzeit zubereitet (nicht nur aufwärmt) und zweimal Tee kocht. Zu beachten ist dabei, dass eine zweite Person den Verbrauch nicht verdoppelt. Ich würde für 2 Personen, die gemeinsam kochen, höchstens 1½ mal soviel Brennstoff rechnen wie für 1 Person.

jeweilige Brennstoffmenge für 1 Person für 30 Tage
Brennstoff für Campingkocher
Butan/Propan (70/30) 4000 Gramm
Spiritus (94%) 7,5 Liter
Benzin oder Petroleum (gereinigt) 4,5 Liter

Holzfeuer

Wer sich keinen Kocher zulegen mag, der kann vielleicht an einem dafür geeigneten Plätzchen auf einem Holzfeuer kochen. Schichtet man gröbere Scheite flach und regelmäßig, lässt sich ein Kochtopf aus Edelstahl direkt auf dem brennenden Holz abstellen. Das funktioniert selbstverständlich auch im offenen Kamin.

Der Topf wird beim Kochen über Holz außen freilich sehr schwarz. Die Regel lautet: Je feuchter das Holz, umso schwärzer der Topf. Harziges Holz tut ein Übriges. Wer seinen Topf danach wieder sauber bekommen möchte, der sollte den oft pechhaltigen Ruß vor dem Abwasch zunächst mit Speiseöl lösen. Oder den Topf noch vor dem Kochen außen mit Seife einreiben.

Achtung: Kein Holzfeuer in geschlossenen Räumen ohne direkten Rauchabzug entfachen! Da lauert nämlich schon eine gefährliche Rauch­vergiftung unterm Sofa.

Hobo-Ofen

Mit wesentlich weniger Holz kommt man aus, wenn man sein Essen auf einem Hobo-Ofen zubereitet. Diese erstaunlich effizienten Holz­kocher sind eine Erfindung amerikanischer Wanderarbeiter. Sie lassen sich selbst noch mit feuchten Holzstückchen und Kiefern­zapfen betreiben. Hobo-Öfen kann man in einer faltbaren Version (z.B. Outreq WK15 oder Künzi Magic Flame) für ziemlich viel Geld im Outdoorgeschäft erwerben oder in wenigen Minuten aus einer großen, stabilen Konservendose selbst zurecht schneiden. Wie man das anstellt, wird auf Scout-o-wiki.de recht anschaulich erklärt.

Gulaschkanone

Ausschließlich für den Außeneinsatz eignet sich eine Gulaschkanone. Sie ist zwar vor allem für die Zubereitung von Suppen und Glühwein bekannt, doch im Grunde kann darin alles gekocht werden. Von ihrer Konzeption her taugt sie allerdings oft nicht zum Braten und ist daher wesentlich weniger universell als die meisten anderen Koch­gelegenheiten. Beheizt wird eine konventionelle Gulaschkanone mit Holz oder ähnlichen brennbaren Natur­materialien.

Grill

Sogar der gemeine Holzkohlegrill taugt als improvisierter Herd. Auf dem Rost lässt sich neben Fleisch, Wurst und Fladenbrot auch Fisch äußerst schmackhaft garen. Damit er nicht durchs Gitter fällt, unterlegt man ihn mit geölter Alufolie. Und wenn danach noch genügend Hitze übrig ist, stellt man den Topf mit Kartoffeln direkt auf die Glut. Natürlich muss man sich dafür rechtzeitig um einen größeren Vorrat an Holzkohle kümmern und ihn trocken einlagern. Achtung: Auch glühende Holzkohle entwickelt oft Kohlenmonoxid und gehört wegen drohender Vergiftungen nach draußen.

Backofen

Soll das Backen von Brot, Kuchen, Aufläufen etc. im Krisenfall nicht zum Problem werden, können Gartenbesitzer im Vorhinein über den Bau eines Außenbackofens nachdenken. Doch auch bei akutem Bedarf lässt sich mit einer Sammlung Ziegel oder Steine noch ein ziemlich brauchbarer Behelfs­backofen errichten. Bauan­leitungen dafür findet man in den meisten guten Survival-Büchern (mehr zum Thema Bücher später in einem eigenen Artikel).

Solarofen

Wenn man in sein Auto steigt, nachdem man es für eine halbe Stunde in der prallen Sommersonne geparkt hatte, kann man es sich lebhaft vorstellen: Auch mit normalem Sonnenlicht lässt sich im Sommer bei günstigem Wetter kochen. Dazu braucht es nicht viel außer Kartons, schwarzer Wandfarbe, Alufolie und etwas Bastel­freude. Die erreichbaren Temperaturen liegen normalerweise zwischen 100 und 120ºC. Bauanleitungen findet man z.B. unter Solarcooking.org oder Landeshajk.de

Danke für den Tipp, Andreas!

Autor: Root   
Thema:  Vorsorge
Veröffentlicht: 23.04.2009, 23:39 Uhr

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