Freitag, 23. Januar 2009

Was ist eine Bad Bank?

Seit Mitte 2007 befindet sich das Weltfinanzsystem in der Krise. Schuld daran ist das profitgierige, arrogante, kurzsichtige und offenkundlich halsbrecherische Geschäftsgebaren der Banken, die sich mit ihrem windigen Schuldenhandel am Rande der Legalität gründlich verzockt haben. Und nun ziehen die untergehenden Banken die gesamte Wirtschaft mit herunter, weil sie ihrer eigentlichen Aufgabe - nämlich Geld sicher zu verwahren und Kredite zu vergeben - nicht mehr nachkommen wollen und können.

In letzter Zeit hört man aber immer wieder von einem cleveren Vorschlag, wie man die Banken recht wirkungsvoll kurieren könnte. Z.B. Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank, ist ein lautstarker Befürworter dieses Ansatzes. Dazu sollen von Staats wegen sogenannte "Bad Banks" (schlechte/faule Banken) eingerichtet werden.

Was heißt das im Klartext? Der Staat (das sind also wir) eröffnet eine Institution, die den Banken all jene Wertpapiere abkauft, die in etwa den Wert von Toilettenpapier besitzen. Statt sie aber auch zum Preis von Klopapier zu kaufen, bezahlt der Staat dafür - sagen wir - etwa 250 Milliarden Euro. Das sind reichlich 3000 Euro pro Einwohner bzw. gut 6200 Euro pro erwerbstätigem Einwohner Deutschlands. Da wir diese 250 Milliarden Euro leider gar nicht haben, borgen wir sie uns von eben jenen notleidenden Banken (Unwort des Jahres 2008). Für diesen Kredit zahlen wir den Banken bei einem geschätzten Zinssatz von 3,2 Prozent ganze 8 Milliarden Euro Zinsen pro Jahr. Das wird bis zur Abschaffung des Euro so bleiben, da wir nie irgendwelche Schulden zurück zahlen. Dafür ist nämlich gar kein Geld übrig. Nach 32 Jahren haben wir dann mit 256 Milliarden Euro schon mehr Zinsen gezahlt, als wir eigentlich Schulden bei den Banken haben. Die 250 Milliarden Euro schulden wir den Banken dann allerdings immer noch weitest gehend. Dafür dürfen wir nach ein paar Jahren versuchen, die Wertpapiere wieder zu veräußern - voraussichtlich zum Preis von wirklich luxuriösem Klopapier. Mit viel Glück tilgen wir mit dem Erlös einen kleinen Teil unserer Schulden bei den Banken. In der Zwischenzeit erzählen uns die mit unseren Steuergeldern sanierten Banken, dass wir unbedingt Geld in unserem viel zu großzügigen Sozialsystem sparen müssen, damit wir wenigstens die Zinsen auf den großen Rest unserer Schulden weiter abzweigen können.

Das klingt alles absurd, überspitzt, weit hergeholt oder viel zu sehr vereinfacht? Dummerweise ist es trotzdem die Wahrheit.

Autor: Root   
Thema:  Krise, Politik, Wirtschaft
Veröffentlicht: 23.01.2009, 15:19 Uhr

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